Teamwork makes the dream work: ZDF Willkommen 2024
Kategorie: Allgemein, Events, Inspiration, Referenzen, Shows
2. Januar 2024
Teamwork makes the dream work // Die ZDF Silvester Show vom Brandenburger Tor (Fotos: Matthias Gottwald)
Die Aufgabe: „Stellt zum erneuten Mal eine erfolgreiche Live-Show zu Silvester auf die Bühne“!
Die Reaktion: „Puh!“
Wir haben Frühjahr 2023, es ist ja noch viel Zeit. Noch weiß keiner, welche Künstler und welche Hits das Jahr 2023 prägen werden. Also zunächst mal Analyse vom Vorjahr (da gab es auch einige Herausforderungen) und planen, planen, planen.
Du kennst Bertolt Brecht? „Ja mach nur einen Plan…“ – und genauso kommt es. Unser Hauptfinanzier meldet Insolvenz an. Neue Geldgeber werden gesucht und gefunden, neue Auflagen folgen. Alle alten Pläne landen in der blauen Tonne. Und es war Sommer…
Glücklicherweise bleiben die wichtigsten Ankerpunkte aus dem Vorjahr dabei – Regie, Licht, Pyro, Choreo, Content, Technik, Bühne – denn erst wenn man miteinander eingespielt ist, kommt der Mehrwert zum Vorschein.
Teamwork: Nur das Miteinander verhindert ein Durcheinander.
Wir haben noch vier Monate und kommen ins Schwitzen, obwohl der Sommer vorbei ist. Welcher Künstler hat denn jetzt noch keinen Gig für Silvester – und wenn, wird das doch wohl Gründe haben… Zunächst notgedrungen, dann immer mehr begeistert setzen wir auf junge und unbekanntere Acts (die aber Hits nachweisen können), auf Live-Bands, die selten im TV, dennoch aber grandiose Musiker sind.
Wir haben fünf Stunden Sendezeit zu füllen, das gibt es sonst nirgends. Bei dem Gedanken an die dafür notwendige Probenzeit kommen die nächsten Schweißausbrüche, denn wie soll das bitte in so wenigen Tagen gelingen? Ein früherer Aufbau wird ja durch dieses eine Fest verhindert – dieses Weihnachten.
Und dann greift die Magie des Teamplay. Und das Vertrauen in ein gutes Team. Keine Zeit für Moderationsproben? Klar, Kerner und Kiwi machen das schon. Keine Zeit für Umbauproben? Die Kollegen der Bühne beruhigen mich: „Das kriegen wir hin“. Die vielen Lichtwechsel, die Pyrotechnik? „Hatten wir doch alles besprochen!“ – Unmöglich alle über 50 Musiktitel zu probieren? Der Regisseur: „Dann müssen wir uns besser vorbereiten. Wir können nicht alles proben, nur die komplizierten Themen. Die anderen Themen kriegen wir schon hin.“
Teamwork makes the dream work
Und dann kommt der Tag der Tage, der 31. Dezember. Noch einen Tag länger und mein Kopf wäre explodiert. Aber nach außen bloß keine Nerven verlieren. Lächeln. Troubleshooter sein. Ermuntern! Beruhigen! Eine Zuversicht ausstrahlen, die ich trotz allem habe — mit dem Wissen, dass hier lauter Profis am Werk sind, die genau wissen, was sie tun. Und wir haben ja einen absolut sicheren Ablaufplan.
Die Show beginnt und zwar mit einer Moderation, die bei mir – und nicht nur bei mir – noch jetzt Gänsehaut erzeugte, weil sie die Stimmung dieses Abends auf den Punkt brachte: „Menschen aus unterschiedlichen Ländern und Kulturen sind heute hier – auf der Bühne, vor der Bühne und feiern zusammen friedlich die letzten viereinhalb Stunden des Jahres.“
Das Leitmotiv der Show: „Let the beat never stop“ – auflaufend auf 24 Uhr – der Fixpunkt des Abends. Erwähnte ich schon Bertolt Brecht? Es begann damit, dass mehrere Dutzend Personen in den für das Höhenfeuerwerk abgesperrten Bereich vom Tiergarten eingedrungen sind. Anweisung der Behörde: „Absage des Feuerwerks“! What??? Das Feuerwerk war das Highlight um Mitternacht!
Dann die nächste Katastrophe: Ein Tanzmedley war zu lang, der Applaus des Publikums vor Ort war länger als gedacht, die Außenschalten mit Oli P. waren zwar unterhaltsam, aber nicht ganz im Timing – also was soll ich sagen: Wir hingen schon früh um über 3 Minuten und um 22 Uhr sogar um 7 Minuten.
Leider war der Jahreswechsel nicht zu verschieben, also „Kürzen, kürzen, kürzen!“. Ich muss niemandem erklären, was das für Musiker bedeutet, wenn man kurz vor dem Auftritt erklärt, dass der dritte Song verschoben oder gar gekürzt wird. „Warum gerade ich?“ – „Weil 2024 nicht wartet?“
Die sächsische Polizei meldete: „Problem an der Absperrung gelöst!“ – Danke! Und das Feuerwerk wurde wieder genehmigt. Alle bereits erstellten Notfallpläne konnten entsorgt werden. Und die Uhrzeiger rückten unaufhaltsam vorwärts. Wir wussten: Jede Sekunde Feuerwerk zu spät würde einen Shitstorm und öffentliche Häme auslösen, also rechnen, rechnen, rechnen…
Und dann der erlösende Moment! Punktlandung! Allen fiel eine Zentnerladung vom Herzen, auch wenn sich erst eine Viertelstunde später alle im Team „Ein gutes Neues Jahr!“ wünschen konnten.
Das war’s. War’s das?
Klar, nichts ist am 1.1. so alt wie die Silvestersendung vom Vorabend. Auch wenn ausweislich der Quote das ZDF an dem Abend deutlich den höchsten Zuschauerzuspruch hatte, noch höher als im Vorjahr.
Aber was mir im Gedächtnis bleibt: Nur mit gutem Teamplay aus und in allen Richtungen, kann so eine Wahnsinnsshow unter solchen Bedingungen gelingen. Weil überall die Profis der Fachbereiche am Werk waren und aus den vielen Ebenen ihrer tiefen Erfahrungsschätze schöpfen und voneinander profitieren konnten. So sieht das dann in 65 Sekunden zusammen gefasst aus:
Gutes Teamwork kann einen Traum eben Wirklichkeit werden lassen! Danke, liebes Team <3
Produzent: Benedikt Alder & Christoph Post
Projektleitung: Sabine Giese
Regie: Bastien Angemeer
Bildmischung: Daniela Kahler
Executive Producer: Chris Cuhls
Showproducerin & Musikredaktion: Sila Davulcu
Sendeleitung ZDF: Birgit Göller; Nicole Metzger, Simone Bystrzinski
Autoren: Christof Mannschrek & Christian Busemann
Booking: Karin Azua, Melanie Baertschi & DEAG
Künstlerbetreuung: Claudia Fink & CoCo Künstleradvancing
Ton: Stefan Thyssen, Matze Roska
Licht: Nik Evers, St. Robo
Choreographie: India Rischko
Content: Chris Noelle & Festival of Lights
Medienserver: Paul Pröhl
Pyro: Joe Becker
Höhenfeuerwerk 00h: Daniel Weber (flashArt, Pyronale)
Technische Leitung: Jochen Hilbrandt
Bühne: Rainer Weiss
Produktionsleitung: David Doerre
Regieassi: Angelique Berg, Stephan Stöcker, Bastian Kaufhold
Aufnahmeleitung: Sandra Woehe, Julia Roth, David Schlichter
Ü‑Wagen: Laurent Schiltz (TV Skyline)
Technik: Ambion, PRG
…und natürlich einige weitere!
Fotos von: www.der-gottwald.de / www.valdiviaphotography.com // aktiv war ich als Executive Producer für die BfS GmbH