Interaktive Events: 6 Inspirationen, die Menschen besser einbinden

8. Juni 2017

Interaktive Events

Inter­ak­tive Events: 6 Inspi­ra­tionen, die Menschen besser einbinden // Gast­bei­trag von Katha­rina Stein

 

 

Von zeit­ge­mäßen Events wird erwartet, dass sie inter­aktiv sind. Ein geflü­geltes Wort, das recht infla­tionär benutzt wird. Damit ist ein „wech­sel­sei­tiges aufein­ander Einwirken von Akteuren oder Systemen“ gemeint. Teil­nehmer sollen aktiv einge­bunden werden, ihnen werden Möglich­keiten der Teilhabe – inhalt­lich oder senso­risch – geboten, um ein Erlebnis oder Inhalte besser zu verin­ner­li­chen. Doch wie kann Inter­ak­tion sinnvoll und bewusst geför­dert werden? Welche Elemente einer Veran­stal­tung können wir wie nutzen, um den den Austausch, die Teilhabe oder die Nutzung von Infor­ma­ti­ons­an­ge­boten anzuregen?

 

Die folgenden sechs Praxis­bei­spiele aus Kunst, Kultur und Wirt­schaft zeigen anschau­liche Möglich­keiten für inter­ak­tive Events. Welche Formen der Inter­ak­tion fördern mit teils einfachsten Mitteln die Wirkung? Erprobte Vorbilder und Inspi­ra­tionen für Dein nächstes Event!

 

 

Interaktive Events erforderen Reduktion

 

Wir neigen im Event­mar­ke­ting dazu dem „höher-schneller-weiter“-Prinzip zu huldigen. Spek­ta­ku­läre, bunte, laute Insze­nie­rungen, die die Menschen zum Staunen bringen sollen. Doch all dies hat eine stark ablen­kende Wirkung. Wer Inter­ak­tion fördern möchte, sollte das Event­kon­zept redu­zieren anstatt es zu über­laden!

 

Ein groß­ar­tiges Beispiel liefert uns die Food Desi­gnerin und Künst­lerin Marije Vogel­zang. Bei ihrem Konzept für eine Weih­nachts­feier hat sie das Event auf das aller Nötigste redu­ziert: keine Show, keine bunte Deko, keine Ablen­kung. Dafür hat sie mithilfe eines von der Decke hängenden Stoffs sogar den umge­benden Raum sowie die unter­schied­liche Kleidung der Teil­nehmer „ausge­blendet“.

 

Interaktive Events Marije Vogelzang Sharing Dinner

 

Der Fokus lag auf dem gemein­samen Essen. Durch gezielte, konzep­tio­nelle Elemente unter­stützte sie die Inter­ak­tion zwischen den Teil­neh­mern. Als Anregung zum Kontakt erhielten die Gäste unter­schied­liche Lebens­mittel und Portionen, die sie mitein­ander teilen sollten: Ein Gast erhielt zwei Scheiben Melone, der andere zwei Scheiben Schinken. Brot, Wein und Wasser, die man selbst schneiden und verteilen bezie­hungs­weise sich gegen­seitig einschenken musste, dienten der Interaktionsförderung.

 

Das fantas­ti­sche an diesem Projekt ist die Einfach­heit und gleich­zei­tige Effi­zienz. Ziel­ge­rich­tete Inter­ak­tion braucht keine aufwän­digen Medi­en­an­ge­bote, aber einen konzep­tio­nellen und bewusst gestal­teten Fokus auf bestimmte Hand­lungen und Erleb­nisse, die die Menschen zusam­men­bringen.

 

 

Haptische Elemente fördern die Nutzung

 

Gerade digitale Inhalte, Projek­tionen oder Insze­nie­rungen gehören mitt­ler­weile zum Alltag in der Live-Kommu­­ni­­ka­­tion. Doch der Erleb­nis­wert über einen Display zu wischen oder etwas zu klicken ist relativ begrenzt. Hapti­sche Reize können digitale Inhalte berei­chern sowie die Nutzung fördern. Schon alleine, weil sie, sofern sie von Weitem unser Inter­esse wecken, ein Näher­kommen erfordern.

 

So müssen und sollten es nicht immer nur digitale Medi­en­ti­sche sein. Viel span­nender sind — senso­risch betrachtet — Angebote wie Kreek. Ein Multi­touch Inter­face mit elas­ti­scher Projek­ti­ons­fläche. Über Berüh­rung und Druck des Betrach­ters werden zuge­ord­nete Bilder auf die Fläche proji­ziert. Dieses Angebot eignet sich nicht nur viel besser, um Schichten eines Produkts besser zu verdeut­li­chen. Es ist auch für den Menschen ein anzie­hen­deres und inter­es­san­teres Erlebnis, das zur Inter­ak­tion anregt.

 

 

Ein anderes sehr schönes Beispiel sind medial unter­stützte „inter­ak­tive Bücher“, die im Landes­mu­seum Zürich zu erleben sind. Die äußer­lich normalen Bücher lassen sich wie gewohnt umblät­tern, werden aber mit Projek­tionen ange­rei­chert. Die Vorteile von digi­talen Inhalten werden so mit einem senso­risch inter­es­san­teren Erlebnis verknüpft und wirken darüber interaktionsfördernd.

 

 

 

Meinungen anderer Menschen ziehen uns an

 

Egal wie unab­hängig und eigen­ständig wir uns selbst einschätzen, der Reiz zu erfahren, was andere Menschen über ein Thema denken oder was sie dazu beitragen können, zieht uns magisch an. Über diesen Vergleich defi­nieren wir uns selbst, werden inspi­riert und angeregt, uns eine eigene Meinung zu bilden oder auch etwas beizu­tragen. Deswegen kann es je nach Konzept sehr wirkungs­voll sein, Gäste nach Meinungen oder Erfah­rungs­werten zu fragen und diese für alle einsehbar aufzu­be­reiten. So steigern wir die Inter­ak­tion und bieten gleich­zeitig inter­es­sante Inhalte. Wie das für inter­ak­tive Events aussehen kann und worauf dabei zu achten ist, zeigen uns folgende Installationen.

 

Die Instal­la­tion „Before I die I want to…“ geht seit 2011 um die Welt und wurde etliche Male adap­tiert. Sie beweist, wie einfach ein inter­ak­tives Format funk­tio­nieren und dabei unzäh­lige Menschen berühren sowie mitreißen kann. Eine Tafel auf der Menschen ihre Meinung hinter­lassen und andere sie nach­lesen können, kann grund­sätz­lich ausrei­chen. Der wich­tigste Aspekt – auch dieser Instal­la­tion – ist jedoch, dass der abge­fragte Inhalt eine gewisse Sinn­haf­tig­keit oder Relevanz hat. Die Auswahl der Frage ist keines­falls zu unter­schätzen! Sie darf nicht zu komplex, aber auch nicht zu simpel sein. Sie muss für die Ziel­gruppe von Bedeu­tung sein.

 

 

Die Stadt­­­teil-Ausstel­­lung und ‑Aktion „Dear Seattle“ hat diesen Ansatz etwas räum­li­cher umge­setzt. Ziel war es Meinungen, lokale Geheim­tipps und Ideen für die Stadt Seattle zu sammeln. Der wich­tigste Anzie­hungs­punkt waren Tische mit Stadt­plänen darauf. Dort konnte jeder einen Tipp beispiels­weise für einen schönen Design­laden im Form eines Fähn­chens hinter­lassen. Ange­zogen von den Tipps anderer Menschen wurde man dazu angeregt, näher zu kommen und ein eigenes Fähnchen zu beschriften. Das Schöne an diesem Projekt ist, dass es gut verdeut­licht wie spie­le­ri­sche Elemente (Fähnchen sowie andere Angebote) einen zusätz­li­chen Anreiz schaffen. Gleich­zeitig verfügen sie über sehr geringe Hürden der Betei­li­gung und sind einfach zu verstehen – zwei eben­falls sehr wichtige Aspekte beim Thema Interaktion.

 

 

Nachhaltige Interaktion braucht ein Vorher, Währenddessen und Nachher

 

Viele Veran­stal­tungen, die sich inter­aktiv nennen, beschränken sich auf einen zeitlich begrenzten Programm­teil während des Events. Zum Beispiel ein „inter­ak­tiver Workshop“ im Rahmen eines Mitar­bei­te­re­vents. Oder eine Zuschau­er­be­fra­gung via Event App. Das ist der Defi­ni­tion nach inter­aktiv, aber quali­tativ betrachtet ist es eher ein Gimmick ohne großen Effekt. Eine wirklich ernst gemeinte und nach­haltig wirkende Inter­ak­tion darf sich nicht auf ein kurz­le­biges Ereignis beschränken, sondern Besucher schon vorher, während­dessen und nachher konzep­tio­nell einbinden.

 

Sehr inter­es­sante Erklä­rungen und Beispiele liefert uns die Expe­ri­ence Desi­gnerin Claudia Brückner. Sie beschäf­tigt sich damit, wie Konfe­renzen inter­ak­tiver werden. Ihre Kern­these: Wir sollten durch die bewusste Gestal­tung von Raum und Akti­vi­täten vorher, während­dessen und nachher Erfah­rungen gestalten. Anders gesagt, der Fokus des Event­pla­ners sollte nicht (alleine) auf den Inhalten einer Konfe­renz liegen, er sollte vielmehr als eine Art Mode­rator dafür sorgen, dass das ideale Umfeld entsteht, damit Menschen teil­nehmen möchten, in Kontakt kommen und sich austau­schen. Ein Umfeld, das Inter­ak­tion aktiv fördert.

 

Warum die Gäste nicht vorab bei der Refe­­renten- oder Themen­wahl einer Konfe­renz einbinden? Vor Ort sollte die Raum­ge­stal­tung bewusst gestaltet werden, damit nicht nur einfach Sitz­mög­lich­keiten bestehen, sondern so dass sie Gespräche aktiv fördern. Nach dem Event können Ergeb­nisse eines inter­ak­tiven Work­shops aufbe­reitet werden. Damit ist die Chance größer, dass sie zunkünftig tatsäch­lich umge­setzt oder von den Teil­neh­mern fort­ge­setzt werden.

 

Wir müssen Inter­ak­tion nur ernst nehmen, viel weiter und fokus­sierter denken und Konzepte entwi­ckeln, die mehr als Inter­ak­tion um ihrer selbst willen sind!

 

 

Frage: Welche Erfah­rung machst du im Bereich inter­ak­tive Events?

 

 

Weitere Lese­tipps rund um inter­ak­tive Events:

Event-App: Über Sinn und Unsinn von Apps

Drei inter­ak­tive Event­for­mate, die jeder kennen sollte

5 Methoden & Tipps für inter­ak­tive Meetings & Events

 

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