Event Trends 2022: What’s Next? // Photo by Jean-Karim Dangou
Die Pandemie hat uns alle massivst durchgerüttelt. Was steht für 2022 in der Live-Kommunikation auf der Agenda? Zuletzt fragte ich vor 5 Jahren nach den Trends. Hier 3x2 Stimmen, um zu erspüren wohin uns die Reise der Event Trends 2022 führen wird. Dabei sind je zwei Verbands-Menschen, Konzeptioner und Regisseure — die Frage:
What’s Next? >< Event Trends 2022
What’s Next, Vera Viehöfer?
2022 werden wir die Erkenntnisse der beschleunigten Transformation unserer Branche konzeptionell weiterdenken müssen. Hierbei dürfen wir nicht den Anschluss an die datengetriebenen Zukunftsthemen verlieren und vor allem nicht dem Irrglauben unterliegen, dass die Transformation endlich ist.
Es gilt sich noch stärker über die Branche hinweg zu vernetzen — vor allem in angrenzende Disziplinen, um die Zukunft der Kommunikation und Begegnung gemeinsam weiter zu denken.
Wir müssen Menschen für uns begeistern, nachdem die Pandemie viele kompetente und kreative Köpfe hat abwandern lassen – hier gilt es wertschätzend und kooperativ zu Werke zu gehen. Neue Führungskonzepte und der Spirit des Aufbruchs in eine moderne und nachhaltige Live-Kommunikation werden junge Menschen von uns begeistern.
Vera Viehöfer ist CEO der geno kom Werbeagentur GmbH & EREIGNISHAUS Live-Marketing sowie Fachvorstand Internationales im fwd: Bundesvereinigung Veranstaltungswirtschaft. Als Dozentin an der ISM lehrt sie zu Themen des Veranstaltungsmarketings, der strategischen Live-Kommunikation, Kreation & Konzeption sowie Erlebnismarketing. Als Optimistin und Gestalterin glaubt Vera Viehöfer daran, dass man mit einem engagierten und kompetenten Team gemeinsam fast alles erreichen kann.
What’s Next, Christian Seidenstücker?
Im Jahr 2022 wird es stärker denn je um Nachhaltigkeit gehen. Damit ist nicht nur die essenzielle, ökologische Perspektive gemeint, sondern die kontinuierliche Weiterentwicklung all der Themen, die während und auch schon vor Corona relevant waren. Die operative Ebene bleibt wichtig – von der Aktualität beispielsweise weiterhin getrieben: Digitalisierung und Sicherheit. Aber noch wichtiger ist die zwischenmenschliche Ebene: nachhaltige Beziehungen. Beziehungen zu Kunden, Partnern und mindestens genauso wichtig – zu den eigenen Mitarbeitern. Diese wurden in der Pandemie teilweise einem ziemlichen Stress-Test ausgesetzt. Erfolgreich ist und wird sein, wer nicht in kurzfristigen Ergebnissen denkt, sondern in langfristigen Partnerschaften. Wertschätzung zeigen, Gemeinsamkeit betonen. Ein in unserer sehr heterogenen Branche durch Corona neu gelernte Erfahrung, die sich an branchenübergreifenden Bewegungen wie #AlarmstufeRot erstmals zeigte.
Und nachhaltig müssen wir auch in Bezug auf das Event-Erlebnis denken: Live-(oder Online-Live-)Events als Highlights einer ganzheitlichen Customer Journey über alle Kommunikations-Disziplinen hinweg. Immer im Blick: maßgeschneiderte Kunden-Lösungen für eine effiziente Zielgruppe-Kommunikation. Das erfordert Flexibilität, Kreativität und Offenheit. Eigenschaften, die zu den Stärken unserer Branche gehören.
Christian Seidenstücker ist Gründer und CEO der JOKE Event AG und langjährig in Verbänden aktiv (Vorstandsmitglied FWD, sowie Präsident ILEA Europe, International Live Events Association). Er ist Mitbegründer von #AlarmstufeRot, die die gesamtwirtschaftliche Relevanz der Branche aufzeigen konnte und die Nachbesserung von Hilfsprogrammen für die Veranstaltungswirtschaft, dem sechstgrößten Wirtschaftszweig in Deutschland, erreichte. Zusätzlich zum Branchenengagement, engagiert er sich in seiner Heimat Bremen im Rahmen der bundesweit einzigartigen Initiative „Bremen Impft“ erfolgreich im Corona-Kampf.
What’s Next, Petra Lammers?
Events als Katalysator für Kommunikationsprozesse — oder wie durch eine digitale Heimat aus Events Kampagnen werden…
Digitalevents fordern neue Aspekte von uns: Flexibilität und Dynamik von Formaten, szenische Bildregie und assoziativen Settings, wie aber auch aktive Interaktionen. Das allein schon erlaubt uns alte Formate und Abläufe komplett aufzubrechen und neue Wege zu gehen. Darüber hinaus aber, erlauben uns digitale Events durch das Nutzen einer digitalen Heimat einen aktiven, sinnvollen, co-creativen Umgang mit Inhalten. Nicht mehr die alten Post-its an der Wand die schon immer als letztes abfotografiert wurden und dann in den Untiefen der Datenschublade verschwanden. „Warum machen wir eigentlich nie etwas mit dem Erarbeiteten?“ Nun, weil es zu kompliziert war die Post-its abzutippen und es dann keine Kommunikationskultur gab, die ein Weiterverarbeiten mit Leichtigkeit vorantrieb.
Jetzt aber, gibt es eine „digitale Heimat“, die über das Event hinaus genutzt werden kann. Einen Ort, der weiterhin sichtbar, veränderbar und nutzbar ist. Daraus ergeben sich spannende Möglichkeiten: kommunikative Strecken & Prozesse – Community, Co-Creation, Gamification, Transformation – alle Themen die zu einem längeren Austausch einladen. Und damit werden Events, egal ob live, digital oder hybrid, wie auch jeder andere Kommunikationspunkt zu einem Katalysator, einem Moment des Austauschs und des Befüllens unserer kommunikativen Strecke, unserer gemeinsamen Storyline.
Petra Lammers ist Geschäftsführerin von onliveline GmbH – Büro für Konzeption & Inszenierung, die sie gemeinsam mit Norwin Kandera vor 8,5 Jahren gegründet hat. Gemeinsam mit inzwischen 10 Kollegen begleiten und führen sie Kommunikations‑, Transformations‑, und Kulturprozesse #stagingstrategies, gestalten inhaltliche, interaktive Kampagnen #staginginteractivecampaigns, und inszenieren Veranstaltungen und Shows #stagingstories. Petra ist ursprünglich – neben einem MBA – Theaterregisseurin und Dramaturgin.
What’s Next, Stephan Schäfer-Mehdi?
“Respekt“ ist für mich die oberste Maxime. Immerhin hat der neue Bundeskanzler mit dem Begriff seinen Wahlkampf gewonnen. Ich hoffe, dass wir — in nicht so ferner Zukunft — rückblickend sagen können, wir werden endlich respektvoll mit unserer Welt und den Ressourcen umgegangen sein. Dazu zählt auch der Respekt vor den Menschen und deren Bedürfnissen: Also weniger inszenatorisch Überrumpelung durch Effekte und Manipulation, mehr echte Geschichten und Erlebnisse, egal wo und wie sie technisch stattfinden. Und die Auftraggeber und Auftragnehmer werden sich so auf Augenhöhe begegnet sein, dass die Kreativleistungen mit angemessenem Respekt und harter Münze vergütet werden. Nennt mich einen Träumer…
Stephan Schäfer-Mehdi ist Kreativer und Berater bei Studio Bachmannkern, Agentur für Kommunikation und Marke im Raum. Zuvor war er freiberuflicher Creative Director und Consultant für Live-Kommunikation, CCO bei VOK DAMS und CD bei Quasar Communications. Seine Projekte wurden und werden mit nationalen und internationalen Awards ausgezeichnet. Er ist Mitglied im Art Directors Club für Deutschland Sein Standardwerk „Event-Marketing“ ist aktuell in der vierten Auflage erschienen.
What’s Next, Kate Addas?
Die erfolgreichsten Produktionen, an denen ich im letzten Jahr beteiligt war, folgten auf unterschiedliche Weise alle der Prämisse “Less content, more connection”. Formate, die den Teilnehmern das Gefühl von Gemeinschaft gaben, im Idealfall zeitlich und inhaltlich über das aktuelle Event hinaus.
Ob Large Scale Events oder kleine Veranstaltungsreihen — alle werden zunehmend eingebettet sein in Online Erlebniswelten. Elemente aus Film und Serie gewinnen an Bedeutung in unseren Konzepten, vom Episodenformat bis zur Soundgestaltung.
Verbindung entsteht durch gemeinsame positive Erlebnisse. Dafür braucht es zum einen kreatives Storytelling, zum anderen Tools, die Community Building und innovative Interaktion ermöglichen und vertiefen. Von beidem wird es 2022 mehr geben denn je, und darauf freue ich mich sehr!
Kate Addas, geboren 1976, Diplom der Theaterregie an der Otto-Falckenberg-Schule München. Seit über 25 Jahren in der Event- und TV-Landschaft unterwegs, davon die meiste Zeit mittlerweile als Liveregisseurin. Lebt mit ihrer Familie nomadisch, meistens irgendwo zwischen Glienicker See und Atlantik. Kann, nein will nicht ohne Musik, Kung Fu und Miso Soup.
What’s Next, Marco Dittrich?
Agilität bis zuletzt und eine Veranstaltungskonzeption mit maximaler Flexibilität ist weniger ein Trend für 2022 als denn ein definitives Must-Think-About! Veranstaltungen müssen so geplant sein, dass sie sowohl mit als auch ohne Publikum wirkungsvoll und emotional funktionieren. Als Vergleich helfen hier sicher die großen TV-Events. Dabei ist die entscheidende Maßgabe nun umso mehr, dass Inhalte mehrdimensional inszeniert werden, um auf den drei möglichen Ebenen — live, hybrid oder als Stream — Teilnehmer zu erreichen und im Idealfall zu involvieren. Dies gelingt nur unter Berücksichtigung folgender Prämisse: Kein Inhaltstransfer ohne dessen Inszenierung und keine Inszenierung ohne Bezug zum Inhalt.
In den Fokus seiner Arbeit als Regisseur stellt Marco Dittrich in erster Linie Dramaturgie und Storytelling. Showlastige Formate, wie der Deutsche Schauspielpreis, gehören ebenso zu seinem Repertoire wie inhaltsgetriebene Livestream Produktionen, bei denen es auf eine TV-gerechte Bildästhetik ankommt. Er ist Ideengeber und Mitbegründer des Netzwerkes event-regisseure.de.
Fazit: Ich hoffe diese Gedanken regen euch zum nach- und weiterdenken an! Was meinst du werden die Event Trends 2022? Worauf gilt es fachlich wie im füreinander zu achten? Mail mir doch dazu… ich freu mich auf ePost!
Bloglese & weitere Linktipps rund um die Event Trends 2022:
Digitale Events, die 2021 überzeugt haben…
Reflexion von Events im Wandel: What’s Next? // Der Podcast
EventManagerBlog: 2022 Predictions for the Event Industry
Eventsforce: Ask the Experts: Biggest Event Trends for 2022
PS: Am 20. Januar 2022 veröffentliche ich mein drittes Buch WHY, HOW, WOW — What’s Next? mit 30 Expert:innen Gesprächen rund um digitale und hybride Eventformate. Worauf kommt es im Wandel der Events an? Bei Interesse kannst du das Buch ab sofort vorbestellen — 24,95€ wird es kosten. Du kannst es einfach hier bestellen!