Wie schafft Empathie Wirkung, Dagmar Ulbrich?

4. Mai 2022

Empathie Wirkung

Das habe ich Dagmar Ulbrich gefragt, die ich als echt empha­ti­sche Person kennen lernen durfte. Hier ihre Gedanken:

 

Empathie: Wir wissen doch wie es geht, weshalb gelingt es uns nicht?

 

Zahl­reiche Studien und renom­mierte Wissen­schaftler schreiben der Empathie einen großen Erfolgs­faktor zu. Das wich­tigste Soft­s­kill der persön­li­chen Kompe­tenz und wert­volles Talent von Mitar­bei­tern und Führungs­kräften, um die großen Heraus­for­de­rungen unserer Zeit zu lösen.

 

Ist Empathie der Schlüssel für wirkungs­volle Begeg­nungen und Resonanz?

 

Für Empathie gibt es keine allge­mein gültige Defi­ni­tion oder Formel. Für mich beschreibt sie die Fähig­keit sich in andere hinein zu versetzen, ihre Gedanken und Gefühle nach­zu­emp­finden, mitzu­fühlen, Absichten zu erkennen, zu verstehen und ange­messen darauf zu reagieren. 

 

Die Wissen­schaft unter­scheidet zwischen emotio­naler (z.B. Mitge­fühl und Einfüh­lungs­ver­mögen), kogni­tiver (komplexer Denk­pro­zess, Perspek­tiv­wechsel) und sozialer Empathie (Unter­schiede in Kultur, Herkunft, Alter, Ansichten etc.). Mehr bei Dr. Helen Riess, The Empathy Effect.

 

Der Grund­stein für Empathie und Einfüh­lungs­ver­mögen wird vermut­lich schon im ganz frühen Kindes­alter gelegt. Unsere Nerven­zellen lernen auf Akti­vie­rungs­im­pulsen wie Gefühle, Akustik und Emotionen zu reagieren und diese zu imitieren. Lächeln die Eltern, lächelt ihr Baby zurück. Haben die Eltern Stress, fängt ihr Baby leichter an zu weinen. Wir lernen unbe­wusst auf Verhal­tens­weisen zu reagieren und ahmen diese nach. Dazu benö­tigen wir persön­liche Bezugs­per­sonen und Inter­ak­ti­ons­partner von denen wir lernen können. Welche Erfah­rungen diese prägenden Zeiten begleiten, haben Einfluss auf unser späteres Empathievermögen.

 

Ein großer Schatz an guten Erfah­rungen, beob­ach­teten Hand­lungen und Reak­tionen prägen empa­thi­sche Menschen. Sie gehen offen und aufmerksam mit ihren Mitmen­schen um, hören zu, fragen nach, lesen und verstehen Mimik und Körper­sprache, sind konstruktiv, mitfüh­lend, nach vorne gewandt, prag­ma­tisch und lösungs­ori­en­tiert. Das klingt schon sehr beein­dru­ckend, aber reicht das auch, um echte Wirkung zu erreichen?

 

Mir fehlt da noch das gewisse Etwas.

 

Damit Empathie richtig wirken kann, gehören für mich persön­lich auch die eigenen Gefühle dazu und diese auch zu zeigen. So entsteht Herz­lich­keit. Erst gepaart mit Emotionen werden unsere empa­thi­schen Begeg­nungen relevant, intensiv und meistens schöner.

 

Menschen spüren, wenn die eigenen Empfin­dungen echt sind, wenn Du bei ihnen bist und in dem Moment nichts wich­tiger ist, als das gerade Mitge­teilte. Dann entsteht etwas Beson­deres, eine Verbin­dung, eine starke Präsenz und Wirkung, selbst bei nega­tiven Themen. Authen­tisch und aufrichtig auf das Erlebte zu reagieren, das ist über­zeu­gend und so wünsche ich mir jedes Gespräch, jede Diskus­sion oder Auseinandersetzung.

 

Der Misse­täter, der uns oft daran hindert empa­thisch mit unserer Umwelt und unseren Mitmen­schen umzu­gehen, sind wir leider selbst. Wir leben mehr und mehr in sozialen, homo­genen Blasen, umgeben uns mit Menschen die so denken wie wir, die so gebildet sind wie wir selbst, die ähnlich wählen, ähnlich verdienen, die  unsere Werte und unsere Moral­vor­stel­lungen teilen. Das führt zu einem Defizit an Empathie für Menschen außer­halb dieses Zirkels und verstärkt unsere natur­ge­ge­benen Vorurteile.

 

Die gute Nach­richt ist – das muss nicht so bleiben, wir können trai­nieren über unseren Teller­rand hinaus zu sehen und auch zu fühlen. Claire Cain Miller gibt in der New York Times gute Tipps dazu: A Year Living Better

 

Der erste Schritt ist anzuerkennen, dass wir unbewusst Vorurteile gegenüber anderen haben. Punkt.

 

Im zweiten Schritt kannst Du daran arbeiten das Schub­la­den­denken abzubauen.

 

Es gibt es viele Übungen, die dabei helfen ein größeres und offe­neres Empa­thie­ver­mögen zu erlernen. 

 

Zuerst einmal hilft es mit Menschen außer­halb seiner Blase zu sprechen, auch mit Menschen  die man gar nicht richtig kennt. Lad doch mal einen neuen Kollegen oder Nachbarn auf einen Kaffee ein und frage wie es ihm geht, neugierig, offen und mit genügend Zeit für die Antwort. Ohne Handy, Termin­druck oder andere Ablenkungen.

 

Selbstreflexion: Wie emphatisch bist Du?

 

Wie ist dein eigener Status? Für was kannst du dankbar sein, was unter­scheidet dich von anderen, welche Privi­le­gien genießt du, die andere nicht haben? Nutzt Du Deine Privi­le­gien schon, um anderen zu helfen?

 

Wenn nicht, ändere es. Spende für Menschen in Not, hilf bei ehren­amt­li­chen Orga­ni­sa­tionen, steh für andere ein und ihnen zur Seite. Mach auf eine Unge­rech­tig­keit aufmerksam, wenn Du dabei bist. Armut hat übrigens viele Formen. Nicht nur finan­ziell, auch emotional und geistig können wir verarmen. Diese Not zu sehen und dann zu handeln, das macht den Unter­schied – in jedem Umfeld.

 

1. Lies Bücher, zum Beispiel Romane, die ein völlig anderes Leben als Dein eigenes wider­spie­geln. Andere Epochen, Länder, Prot­ago­nisten und Lebens­um­stände. Unser Verstand versetzt sich beim Lesen in die Gedanken und Gefühle der Figuren hinein und durch­lebt ihre Geschichten.

 

2. Bilde Dich weiter mit Sach­bü­chern, Doku­men­ta­tionen und Erfah­rungs­be­richten über Geschichte,  Unter­drü­ckung, Rassismus und Ungleich­be­hand­lung. Mich persön­lich hat die Auto­bio­grafie von Nikeata Thompson „Schwarz auf Weiß“ faszi­niert, gegen alle Wider­stände hat sie es sich bewahrt an das Gute zu glauben und mutig ihren Weg zu gehen, sie ist eine der empa­thischsten Menschen die ich kenne und dazu erfolg­reiche Unter­neh­merin, Bühnen Choreo­gra­phin, Autorin, Stage Coach und für mich ein Role Model.

 

3. Führe respekt­volle Streit­ge­spräche, nicht laut, sondern offen für verschie­dene Meinungen, höre zu und sieh Deinen Gesprächs­partner dabei in die Augen.

 

Beginn Dein nächstes Gespräch doch mal mit einem strah­lenden Lächeln und lass mich wissen wie Dein Gegen­über reagiert hat und wie Du Dich dabei gefühlt hast.

 

Auf den Punkt gebracht: Behandle jeden Menschen, wie Du selbst behan­delt werden möchtest.

 

Dagmar UlbrichDagmar Ulbrich ist Teil und Grün­derin von 2bo twobe­or­ga­nized, tech­nical project event support. Neben dem Event­busi­ness verant­wortet sie dort die Finan­cial Unit und haucht den trockenen Buch­hal­tungs- und Steu­er­themen eine Prise Leben ein. Sie ist 41 Jahre jung und lebt mit Ihrem Mann und der Hündin Charly im Grünen.

 

 

 

Quellen rund um Empathie zum weiterlesen:

Max-Planck-Gesell­schaft: Die Bausteine für soziales Verständnis

On the inter­ac­tion of social affect and cogni­tion: Empathy, compas­sion and theory of mind.

Toward a Hier­ar­chical Model of Social Cogni­tion: A Neuro­ima­ging Meta-Analysis and Inte­gra­tive Review of Empathy and Theory of Mind

 

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