Digital Event — worauf es bei der Gestaltung ankommt
Kürzlich wurde ich gefragt: “Was ist denn das Problem? Kann man ein Offline Event nicht einfach in ein digitales Event wandeln?”
Klar, kann man. Nur die Spielregeln sind anders: Drei der fünf Sinne werden ausgeschaltet. Es muss visuell aufwändiger produziert werden. Die Aufmerksamkeit der Zuschauer ist viel umkämpfter. Das gehört zum New Normal. Wer das übersieht sendet vielleicht einen Livestream, aber keiner schaut zu.
Hier drei meiner Learnings aus den letzten Monaten Digital Event:
1. Der Kampf um die Aufmerksamkeit
Für ein klassisches Event nehme ich mir Zeit. Ich reise an einen Ort, nehme mich bewußt raus aus meiner gewohnten Umgebung. Bei einem digitalen Event buhlen gleich mehrere Reize um meine Aufmerksamkeit: Die Email, die aufploppt, eine kurze Frage über Slack oder WhatsApp oder ein Familienmitglied im Home Office. Im Publikum sitzend stehe ich mitten im Vortrag nicht einfach auf. Wenn ich den Livestream weg klicke, bekommt das aber noch nicht mal die Katze mit.
Entsprechenden Mehrwert muss jeder Satz, jede Minute liefern, damit Gäste dranbleiben. Inhaltlich bedeutet das die Verkürzung auf das Essentielle, welches eindeutigen Nutzen bietet. Das ist die Herausforderung, die wir meistern müssen. Alles ist erlaubt, nur nicht langweilen. Der Mut zum Weglassen wird belohnt: Von Zuschauern, die dran bleiben. Dabei hilft gleich zu Beginn herauszustellen, weshalb sich das lohnt. Und dann zu liefern: eine relevante Story gut verpackt. Apropos Verpackung: Wer präsentiert wie? Ist die Moderatorin sympathisch, kann der Chef Englisch, überzeugen die Experten auch rhetorisch? Wenn alles stimmt, kommen wir vom informieren zum inspirieren, vom konsumieren zum diskutieren, vom statischen Bühnenset zum dynamischen Erzählen (Apple macht da einen guten Job).
2. Mehr Kommunikation: schon vorher, während und danach
Die “Customer Journey” rückt in den Mittelpunkt. Ja, man ist schnell mal online angemeldet. Aber es muss vielschichtiger vorab kommuniziert werden, um die No-Show-Rate für das Digital Event zu minimieren. Wer klug ist nutzt den Prozess, um nicht erst beim Event in den Dialog zu treten. Gezielte Abfragen vorab liefern Erkenntnisse über Kontext und Erwartungen der Zielgruppe. Die Hinweise fließen in die Gestaltung des Programms ein. Auf einmal sind wir inmitten von Co-Creation und lassen das eindimensionale Sender > Empfänger Modell hinter uns. Ein konstanter Spannungsbogen über alle Kommunikationsmaßnahmen ist der Schlüssel.
Dabei Mut haben zu Offenheit. Das ist zwar ein Kontrollverlust für Unternehmen, aber bietet die Chance auf ganz neue Lösungen zu stossen. Und ja, das ist alles Aufwand. Aber den muss ja niemand einmalig betreiben. Eine Community kann dabei entstehen. Bei all dem werden Moderatoren noch wichtiger — nicht nur On Screen sondern auch im Dialog über Chat & Co.
3. IT Spezialisten — Schlüsselpartner für das Digital Event
Digital Events brauchen neben allen bisherigen Event-Gestaltern neue Partner: starke IT Spezialisten. UX Designer und Programmierer, die stabile wie “user friendly” Plattformen konzipieren, designen, programmieren. Dabei können wir lernen, wie wir agil arbeiten. Anders klappen digitale Events mit oft noch engeren Timelines sowieso nicht. Ach ja, Serverkapazitäten sind echt ein Thema. Nur ein Tipp: testen, testen, testen!
Digital Event = Neuland
Bei allem: Lasst uns gnädig miteinander und uns selbst sein. Wie schon Bundesminister Jens Spahn sagte: „Wir werden wahrscheinlich einander viel verzeihen müssen.“ Begreifen wir es als Chance zu experimentieren und Neues auszuprobieren. Was mal die Bühne wahr, muss sie nicht mehr bleiben. Wir können ganz anders erzählen und in den Dialog treten. Natürlich braucht es neben Fleiß und Schweiß ein durchdachtes Setup, digitales Storytelling und Proben, Proben, Proben.
Frage: Was hast du bei Digital Events gelernt? Wo liegen die Pain Points für dich? Ich würde mich sehr auf deinen Kommentar freuen oder schick mir eine Email!
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