Teamkommunikation // Warum anschreien einfach nicht lohnt…
Kategorie: Allgemein, Inspiration, Shows
23. April 2014
Teamkommunikation — DER Schlüssel für Erfolg! // Foto: Nik Evers
Das A&O erfolgreicher Show-Produktionen ist ein eingespieltes Team und dessen Kommunikation. Grund genug dieses elementare Thema einmal genauer zu beleuchten. Was macht gute Teamkommunikation im Umfeld von Shows und Events aus?
Davor, während und nach dem Event — worauf ist kommunikativ zu achten?
Davor: Ich gebe zu, ich bin ein Mail-Freak. Bis zu der IAA 2011, bei der ich als Show-Producer mit drei Produktionsfirmen gleichzeitig zu tun hatte. Spätestens da hat sich gezeigt, dass ein regelmäßiger persönlicher Austausch wesentlich effektiver ist als der Dialog und Feedback via Email. Der persönliche Kontakt, sprich das persönliche Gespräch vor Ort oder über Telefon, ist der Email eindeutig vorzuziehen. Die wesentlichen Dinge können so viel schneller besprochen und geklärt werden. Ebenso gibt es Gegenüber, die einfach besser und gewohnter über Telefon kommunizieren als per Email.
Während: Vor Ort ist es hilfreich alle Beteiligten so oft wie möglich (beziehungsweise wie nötig) an einen Tisch zu bringen. Damit sind keine langen Sitzungen gemeint, in denen zwei Personen ständig reden und fünfzehn gelangweilt zuhören müssen (passiert leider ständig! — elf produktive Meeting-Tipps finden sich hier). Vielmehr geht es um ein kurzes Update zu Arbeitsbeginn mit dem gesamten Team, bei dem die neuesten Entwicklungen und Änderungen aus allen Abteilungen kurz mitgeteilt werden. So sind alle auf einem Stand und Fehler, die aus diesen Änderungen eventuell resultieren, können schneller erkannt und behoben werden. Ach ja, das Regiemeeting mit allen wichtigen Informationen zum Ablauf vor Probenbeginn der Produktion ist natürlich unumgänglich genauso wie eine verlässliche Disposition. Apropos Änderungen: bitte nicht mehr nach der Generalprobe — denn irgendjemand wird es auf jeden Fall nicht mitbekommen, was unvermeidlich zu Fehlern führen wird…
Danach: Spätestens im Nachfeld bemühe ich mich um ein Feedback — sowohl zu meiner Arbeit aber auch gegenüber dem Team. Leider ist dies viel zu selten üblich, aber wie sonst sollen wir denn im Arbeiten miteinander besser werden? Im laufenden Prozess lassen sich Dinge oft noch anpassen — was hilft ein Feedback nach drei Monaten? Hier übe ich mich darin, viel schneller und direkter (m)eine Rückmeldung zu geben. Außerdem schadet es auch nicht mal mit einem gezielt lobendem Wort um sich zu werfen!
Teamkommunikation — wie gelingt sie? // Foto: André Wirsig
Anschreien sorgt natürlich für eine ‘Scheiß egal Haltung’…
Spätestens nachdem ich in meiner Zeit als Aufnahmeleiter bei TV-Shows von einem Regisseur über das Interkom vor dutzenden Kollegen rund gemacht wurde, weiß ich, dass sich das richtig Scheiße anfühlt. Vor allem, wenn dies noch zu Unrecht geschieht, aber erstmal den Regisseur gut dastehen lässt. Ein klares No-Go! Das Erlebnis hat mich zu der gewaltfreien Kommunikation verleitet. Die wenigsten Menschen wollen angebrüllt werden. Besser sollte man sein Team in die Schwingung für das Projekt versetzen, damit alle eine Liebe zum Projekt entwickeln und von sich aus das Beste geben wollen. Es geht darum die vorhandene Energie nicht auszubremsen, sondern in die richtige Richtung zu lenken. Nicht die Fäden aus der Hand geben, aber Verantwortungen verteilen. Wenn sich die einzelnen Teammitglieder in ihrer Funktion ernstgenommen fühlen, dann geben sie von sich auch tolle Leistung. Die Waage zwischen Ziele setzen und Ergebnisse erwarten muss einfach gegeben sein.
Teamkommunikation: am besten gleichzeitig, freundlich, bestimmt und schnell
Der Aufbau erfolgreicher Teams ‑ob im TV, bei Events oder im Musik-Tourneegeschäft- ist keine Wissenschaft, sondern eine echte Kunst. Der Schlüssel zum Teamerfolg liegt dabei aus meiner Sicht nicht im Inhalt, sondern in der Form der Kommunikation. Dazu gehört vor allem Vertrauen. Vertrauen entwickelt sich aber nicht sofort, sondern über die Zeit. Kleine gemeinsame Projekte zeigen auf, wie mein gegenüber denkt und handelt. Ist mit A wirklich A gemeint oder vielleicht B oder C? Wie reagiert mein Teamkollege unter Stresssituationen, auf die es ja gerade bei Live-Shows ankommt? Erst wenn ich wirklich weiß, wie es der andere meint, kann ich unter dem Druck großer Produktionen erfolgreich zusammen arbeiten. Und spätestens dann gilt: „Never change a winning team“, wie Sir Alf Ramsey, der Trainer der Englischer Fußball-WM Sieger von 1966, es treffend formuliert hat.
Aber ist das schon alles?
Mir ist aufgefallen, wie sehr viel motivierender es wirkt, wenn ich das WARUM hinter meinen Ansagen erkläre. Denn so versteht mein gegenüber was ich bezwecken will, idealerweise ergibt sich daraus die Sinnhaftigkeit der Aufgabe und es führt zu weniger Missverständnissen. Eine gute Kommunikation in einem Team sollte darüber hinaus immer zielgerichtet, präzise und klar sein. Da wir ja bei Shows meist unter Zeitdruck stehen, müssen wir uns das ‘um den heißen Brei reden’ schenken. Hilfreich ist es Transparenz zu schaffen, sprich am besten ist die direkte Kommunikation mit den Betroffenen: Bei wichtigen Dingen nicht über Dritte gehen! Zudem ist es wichtig, bei den Gesprächen wirklich zuzuhören. Gerne hängt man bei Streß nur seinen eigenen Gedanken und Bedürfnissen nach und trägt somit zu eventuellen neuen Konflikten und Problemen bei…
Die IAA 2015 mit dem Team Atelier Markgraph (Foto: Stephan Maka)
Zusammengefasst einige wichtige Faktoren guter Teamkommunikation:
— klare Ansagen machen
— dein Team gut briefen und thematisch abholen
— Vertrauen aufbauen und offenes Ohr behalten
— Aufgaben runter brechen auf wenige realisierbare
— Zuständigkeiten klar zuordnen und damit dann auch loslassen
— klares Timing für Aufgaben definieren
— regelmäßig alle an einen Tisch holen ohne rumzufaseln…
— gute Ideen weiterverfolgen, auch wenn Sie nicht von mir selbst stammen (das kann ja nicht jeder ;-) )
— Ich-Botschaften aussenden, nicht man oder wir…
— unbedingt nachfragen und nicht interpretieren, wenn ich etwas nicht verstanden habe
— verlässliches Show-callen, also immer im selben Format bleiben: “Stand by für … // 3, 2, 1, go”
— du kannst nicht Nicht-kommunizieren — alles was du von dir gibst kann und wird gedeutet (ein paar Gedanken zur Körpersprache hier)
Fazit: Nur ein Team, das offen und ehrlich miteinander umgeht, wird auf die Dauer erfolgreich sein. Umso eingespielter ein Team miteinander ist, desto erfolgreicher und reibungsloser wird das Ergebnis sein. Die Investition in gute Kommunikation lohnt sich — anbrüllen nie!
Bleibt die Frage, was aus deiner Sicht für das gelingen guter Teamkommunikation wichtig ist? Freue mich auf Kommentare unterhalb! Wer informiert bleiben will trägt sich in meinen Newsletter ein und like doch gleich mein Facebook Profil für regelmäßige Inspiration rund um die Live-Kommunikation.
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