Plädoyer zum 9. November: Taten statt Worte!

31. Oktober 2019

Plädoyer zum 9. November: Taten statt Worte!

Taten statt Worte // Musik­video zu DANKE DEUTSCHLAND

 

 

Der Worte sind genug gewechselt,
Laßt mich auch endlich Taten sehn!
Indes ihr Kompli­mente drechselt,
Kann etwas Nütz­li­ches geschehn.

Johann Wolfgang von Goethe in Faust, 1808

 

 

Kürzlich besuchte der Präsi­dent des Welt­ju­den­ver­bands Ronald Lauder die Synagoge in Halle. Es war ein leiser Besuch und fast schon intime Begeg­nung. Er hörte zu, fragte nach und forderte im ZDF am Ende:

 

“Taten statt Worte sind nötig!”

 

Worte haben natür­lich Macht. Es folgen darauf Taten. Am 9. November jährt sich einiges in der deut­schen Geschichte: “Als beson­ders gravie­rend für die zeit­ge­nös­si­sche, öffent­liche Diskus­sion in der rück­wir­kenden Betrach­tung gelten dabei – begin­nend in der jüngeren Vergan­gen­heit – die Jahres­tage des Mauer­falls 1989, des Beginns der Novem­ber­po­grome 1938, des Hitler-Luden­­dorff-Putsch 1923 und der Novem­ber­re­vo­lu­tion 1918 (Ausru­fung einer deut­schen Republik) in der dama­ligen Reichs­haupt­stadt Berlin.” (Quelle: Wiki­pedia)

 

Szenen­wechsel: Als deut­scher Bürger nehme ich einen Mangel in Ost- wie West-Deut­sch­­land wahr: Uns geht die Gemein­schaft abhanden. Ob im großen Ganzen oder in der kleinsten Zelle, der Familie. Natür­lich kann dies nicht pauschal behauptet werden, es gibt ja viele positive Gegen­bei­spiele von Gemein­schaft. Aber im Zeit­geist “Me, Myself & I” und auch poli­tisch bedenk­li­cher Strö­mungen braucht es Taten statt Worte.

 

Dazu zitiere ich den Sohn eines NS-Verbre­chers über AfD-Rhetorik: “Hitler baute eine furcht­bare Diktatur auf. Das deutsche Volk wehrte sich nicht. Für mich ist klar, warum: Unter den 80 Millionen Deut­schen damals und heute waren und sind allen­falls 20 Millionen echte Demo­kraten, von denen sich höchs­tens Hundert­tau­send aktiv für die Demo­kratie einsetzen. Die übrigen Demo­kraten grummeln abge­schlafft daheim vor sich hin. Folge: Die schwei­gende Mehrheit von rund 60 Millionen Deut­schen würde sich gegen eine AfD-Diktatur nicht wehren.

 

Taten statt Worte. Wie kann das aussehen? Zumal dieser deutsche Jude sagt, wir können uns unsere Rituale sparen…

 

Taten statt Worte

Quelle: ZEIT Online, Screen­shot vom 31.10.2019

 

 

Taten statt Worte: Seit einiger Zeit bin ich mit der Kölner Band Koenige & Priester unter­wegs. Am Tag der Deut­schen Einheit haben sie mit ihrem Lied DANKE DEUTSCH­LAND das offi­zi­elle Abend­pro­gramm an der Kiel-Linie eröffnet. Wie passt nun aber die Tugend Dank­bar­keit zu diesem hoch poli­ti­schen Tag? Selbst die Bundes­re­gie­rung sagt: “Gerade vor dem Hinter­grund der deut­schen Geschichte ist jüdi­sches Leben in Deutsch­land ein Grund zur Freude und Dank­bar­keit.”

 

Diesen Kontrast spitze ich als Drama­turg und Regis­seur von Live-Momenten bewusst zu: Gemeinsam mit ein paar Freunden plane ich am Vorabend zum 9.11. ein Zeichen der Dank­bar­keit und gegen Anti­se­mi­tismus zu setzen.

 

Zusammen mit Samuel Koch und der Band werden wir uns bei jüdi­schen Mitbür­gern bedanken. Warum? Weil sie trotz der Art und Weise wie unsere Groß­el­tern ihre Vorfahren behan­delt haben (Kris­tall­nacht), unserer heutigen Gene­ra­tion immer noch eine Chance geben uns mitmensch­lich ihnen gegen­über zu verhalten und ihr Leben mit uns zu teilen — und nicht aus Deutsch­land wegziehen (wie es Richard C. Schneider in dem ZEIT Artikel moniert, aber verständ­li­cher­weise tat).

 

Taten statt Worte: Unter­dessen möchte ich bis zum 9. November 81 + 1 Zitate von deut­schen Bürgern sammeln, die unseren jüdi­schen, deut­schen Mitbür­gern DANKE sagen. Warum 81 + 1? Weil sich am 9.11. die Reichs­pro­grom­nacht zum 81. Mal jährt und auf den Tag genau einen Monat zuvor am 9.10.2019, dem höchsten Feiertag der Juden Jom Kippur (Versöh­nungs­fest!), der Anschlag auf die Synagoge in Halle statt fand. Sollte ich eine kriti­sche Masse von bekannten Persön­lich­keiten zusammen bekommen, werde ich dies einer größeren Medi­en­platt­form zur Verfü­gung stellen.

 

Taten statt Worte. Was sagt der Talmud dazu (münd­liche Lehre der Gesetze und reli­giösen Über­lie­fe­rungen des Juden­tums nach der Baby­lo­ni­schen Gefangenschaft)?

 

 

Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Worte.
Achte auf Deine Worte, denn sie werden Handlungen.
Achte auf Deine Hand­lungen, denn sie werden Gewohnheiten.
Achte auf Deine Gewohn­heiten, denn sie werden Dein Charakter.
Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal.

 

Taten statt Worte.

 

 

PS: Persön­lich verbinde ich mit dem 9. November 2019 auch einiges. Meine Oma Ursula Breck­woldt wäre 100 Jahre alt geworden. Außerdem ist es der zehnte Todestag meines Vaters. Ich werde den Tag still einläuten. Dann mit Freunden am Bran­den­burger Tor Einheit, Freiheit und Frieden feiern. Und abends mit meiner Frau und unseren School of Love Coaches Sven und Elke in Berlin feier­lich beenden. Was für ein Tag. Der Wahl­spruch zur Beer­di­gung meiner Oma aus dem 1. Korin­ther 13 bringt die nötige Haltung auf den Punkt: Wer liebt, ist geduldig und gütig. Wer liebt, der trägt keinem etwas nach. Wer liebt, der gibt niemals jemanden auf. In allem vertraut er und hofft für ihn. 

 

Fazit: Am heutigen Refor­ma­ti­onstag sage ich: Es ist ZEIT für eine Revo­lu­tion der Erin­ne­rung, Dank­bar­keit und für Taten statt Worte. Wenn du magst, sei bei der Kampagne #DankeDeutschland30 dabei und lade dein State­ment der Dank­bar­keit bis zum 9.11. hoch — wie viele Promi­nente das bereits am 3. Oktober getan haben… Übrigens: Am 3. Oktober 2020 gibt es die Möglich­keit gemeinsam auf Markt­plätzen zu singen. Aus Dank­bar­keit für Frieden und Freiheit:

 

 

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