Kooperativ — die neue Art zu Arbeiten
Kategorie: Allgemein, Events, Inspiration, Menschen
10. November 2022
Kooperativ — die neue Art zu Arbeiten // Bandentreffen der Eventregisseure 2022 am Holzmarkt Berlin
Merkt ihr es auch? Seit Corona ist einiges anders. Vieles ist katastrophal für das Eventgeschäft. Aber es gibt auch positives. Nach dem ersten Schock wird bei Events zunehmend und überraschend anders gedacht und gearbeitet. Beispiel? Im Sommer 2022 erhielt ich von Jörn Huber (Vorstand bei fwd:) einen Anruf. Faktisch hat er mich für ein Event der befreundeten Agentur Eisele Communications vermittelt. Zwei Monate durfte ich dieses Projekt beraten und samt Co-Regie umsetzen. Beeindruckt hat mich, dass bei diesem Event neben der eigentlichen Agentur von Markus Eisele auch mit Markus Illig und Christian Seidenstücker gleich zwei weitere befreundete Agenturchefs auftauchten. Einfach der Unterstützung halber. Länger schon empfehlen wir uns unter den Eventregisseuren für Jobs und tauschen uns aus.
Bei all dem wurde mir klar: Es weht ein neuer Geist der Kooperation. Grund genug nachzufragen. Zwei Regisseur:innen und zwei Agentur-Inhaber:innen beantworten: Was geschieht da gerade?
Veit André Popov: Vertrauen öffnet Türen
Mut bedeutet nicht, keine Angst zu empfinden, sondern etwas zu tun, obwohl man Angst davor hat. Ich finde eine der mutigsten Handlungen im Business ist sicherlich Vertrauen. Wir als Eventregisseure haben den Mut aufgebracht, als Wettbewerber aufeinander zu zugehen. Im Vertrauen, dass niemand in der Gruppe dies missbraucht. Alles aus der Erkenntnis heraus, miteinander stärker werden zu können. Voneinander zu lernen und sich gegenseitig zu helfen. Denn wer sollte das besser können als die Kollegen, die tagtäglich das gleiche tun wie man selbst? Und mit dem Vertrauen ist das so eine Sache: Bringt man den Mut dafür auf, kann man so viel mehr zurückbekommen als man erwartet hat. So ist es uns bis hierhin ergangen. In der neuen Art des Miteinanders. Und eins ist sicher: wir werden mutig bleiben!
Katharina Addas: Bildet Banden!
Man sollte nicht Regisseur*in werden, wenn man es schlecht aushält, alleine Verantwortung zu tragen. Alleine Entscheidungen zu treffen. Alleine in der Mitte zu stehen und zwischen den unterschiedlichen Gewerken einer Produktion zu vermitteln. Es liegt also in der Natur der Sache, dass alle erfahrene — aber eben Einzelkämpfer sind. (Wir nennen uns intern nur halb im Scherz die “Regiebande”). Famos, dass wir uns dennoch 2019 zu diesem Netzwerk der Show- und Eventregisseure zusammengeschlossen haben.
Immer noch kann man unseren Beruf nicht so richtig studieren oder sich darin ausbilden lassen, und die meisten von uns haben ihn durch unzählige Sprünge in sehr viel sehr kaltes Wasser gelernt. Und jetzt sitzen wir, Regisseure aller Couleur und Altersstufen, eigentlich Konkurrenten, an einer großen Tafel. Manchmal digital, aber am liebsten so analog es nur irgendwie geht. Essen, trinken, reden, lachen — und haben so viel Spaß dabei, uns auszutauschen, und zu bestätigen und zu widersprechen — und voneinander zu lernen!
Alle von uns haben ähnliche, aber auch sehr unterschiedliche Kompetenzen. Mit der Maxime “Always a student, never a master” kehre ich von jedem “Bandentreffen” inspiriert und an Erfahrung reicher zurück. Das führt auch zu neuen Kollaborationen. Wie kürzlich mit Chris Cuhls bei einem großen Event von Lufthansa. Großartig — unterhalb gleich mehr.
Der enge Austausch und die konkrete Netzwerkarbeit sind aber nicht nur für uns Eventregisseure, überwiegend Einzelunternehmer, von großem Nutzen, sondern auch für die Agenturen und Kunden, mit denen wir zusammenarbeiten. Ich freue mich sehr über diese Entwicklung weg vom engen Konkurrenzdenken und bin gespannt auf die Entwicklung der nächsten Jahre: Bildet Banden! Es lohnt sich. :)
Kooperativ: Für- statt nur Miteinander…
Markus Eisele: Gemeinsam sind wir stärker!
Die Aufgabe: die analoge und digitale Inszenierung des Dreamliner, sowie der erste, große Mitarbeiter Event in Präsenz nach Corona. Ein spektakulärer Roll Inn — für die Lufthansa in Frankfurt und München mit Emotion, Information und vielen Big Pictures. Ein Mega Event: groß, größer, am größten. Extrem komplex durch die Vielschichtigkeit der gesamten Produktion. Unterschiedlichste kommunikative Botschaften, Verknüpfung verschiedener hochkarätiger Protagonisten und Sprecher, Synchronisierung zweier Standorte. Höchste Sicherheitsauflagen, aufwendige Mappings und Visualisierungen, sowie ein spezielles Set Up in den ungewöhnlichsten Locations: Flugzeughangars. On Top: NUR 8 Wochen Produktionszeit. Ja, dazu braucht man MUT um zu sagen: yes we can. Die Lösung — zwar abgedroschenes Wording aber doch so wahr -:
Zusammen sind wir stark — kooperativ eben!
Das Miteinander, das perfekte Zusammenspiel der Kompetenzen verschiedener, erfahrener Live-Kommunikations-Agenturen, sowie die Mitarbeit senioriger, freier Projektmanager unter unserer Führung (Eisele Communications GmbH), hat mir Mut gemacht diese Verantwortung zu übernehmen. Das „Wir Gefühl“ und das Miteinander eines „bunten“ Teams voller Erfahrung und Talenten, getrieben von einem gemeinsamen Ziel das Beste zu kreieren und umzusetzen, war ein Granat für den Erfolg dieser anspruchsvollen Produktion. Ein Miteinander und kein Gegeneinander. Gemeinsam sind wir eben STÄRKER. Habt Mut zu diesem neuen Weg. Für mich stellt die Erfahrung ein neues Level der Zusammenarbeit in der gesamten Live Kommunikations Branche dar, von dem ich nachhaltig überzeugt bin, das zukunftsorientiert ist und von mir propagiert und gefördert wird. Seid mutig! Die Zukunft hat begonnen.
Vera Viehöfer: cooperative thinking
Ja, es gibt ein „neues Zusammenarbeiten“. Ich bin allerdings nicht sicher, ob das ein spezifisches Phänomen der Agentur‑, Kreativ- oder Medien-Branche ist. Wie immer im Leben geht es um Vertrauen und die Bereitschaft sich zu öffnen und andere hinter den Vorhang schauen zu lassen — sich als Partner und auch mal als Wettbewerber zu sehen aber nicht als harte Konkurrenz oder gar Gegner.
Für uns beim EREIGNISHAUS ist die enge Kooperation mit anderen Agenturen und Gewerken Teil unserer Sozialisation gewesen. Enge und partnerschaftliche Zusammenarbeit ist essenzieller Bestandteil unseres Kernmarktes auf Kundenseite. Dennoch stellen auch wir fest, dass die Bereitschaft zur Kooperation insgesamt in der Branche zugenommen hat. Sicherlich haben die Verwerfungen und Entwicklungen als Folgen der Pandemie einen Teil dazu beigetragen, aber wie so oft war Corona nur Triggerpunkt oder vielzitiertes Brennglas für bereits bekannte und nicht ausreichend beachtete Problemfelder.
Sinnsuche führt zu Kooperation und damit Qualität
Der zunehmend digitale Austausch und die Veränderung der Mediennutzung haben auch Erkenntnishorizonte erweitert und Weltbilder zurechtgerückt. Damit kommt mehr und mehr der Aspekt der Sinnsuche ins Blickfeld – für das eigene Leben und auch ganz speziell für die eigene Arbeit. Unser Können auch in den Dienst des Miteinanders zu stellen, bedeutet aus meiner Sicht für uns als Agenturen, gemeinsam zu profitieren. Am Ende dient das nämlich allen: in erster Linie den Kund*innen, denn der Austausch und die gegenseitige Inspiration der Agenturen, steigert die Qualität der Ergebnisse, was letztlich auch dem Know-how der beteiligten Mitarbeitenden dient.
Wir arbeiten in fast allen unseren interdisziplinären Projekten mit anderen Agenturen, Freelancern oder externen Beratern zusammen, wenn es der Qualität des Outputs dient. Dabei gibt es von losen aber wiederkehrenden Team-Ups über feste Freie bis hin zu strategischen und operativen Kooperationspartnern so ziemlich jede Konstellation. So lernen wir voneinander und leben aktiv, wofür wir als Marke einstehen wollen: cooperative thinking als Kern dessen, was unsere Marke ausmacht und als ganz praktische Handlungsmaxime in allen operativen und strategischen Handlungsfeldern.
Fazit: Die Angst vor Veränderung ist manchmal größer als die Bereitschaft, sich zu verändern. Habt Mut, es zahlt sich aus!
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