„Design for Awe“ – Recap der London Experience Week 2025

13. Mai 2025

WXO James Wallman LXW25

Design for Awe // Meine Entde­ckungen auf der LXW 2025

 

Mit durchaus gemischten Gefühlen von “brauch ich noch mehr Tech Expe­ri­ences in meinem Leben” vs. “meine besten Erleb­nisse waren in der Natur — wie zu Mitsommer in Finnland am See mit Sauna und Lager­feuer” reiste ich zur ersten London Expe­ri­ence Week. Gespannt aber dennoch skep­tisch — typisch Deutsch?! Der Morning Run im Green­wich Park war insofern versöh­nend… ;) Aber der Reihe nach — grund­le­gend sind folgende Gedanken für die Expe­ri­ence Economy (hier, warum wir mit der Erleb­nis­kom­mu­ni­ka­tion Vorreiter sind):

 

Greenwich Park Experience

 

Die Experience Economy nach Joseph Pine

Joseph Pine, Vordenker der Expe­ri­ence Economy (schon 1998!!!), erin­nerte uns in seinem Auftakt-Talk daran, dass wir uns in einer neuen Wirt­schafts­ord­nung befinden: Nicht mehr Produkte oder Dienst­leis­tungen stehen im Mittel­punkt, sondern bewußt gestal­tete Erleb­nisse. In einer Epoche, in der Zeit selbst zur knappsten Ressource geworden ist, gewinnen Erleb­nisse an Wert, weil sie unsere kostbare Lebens­zeit mit Bedeu­tung füllen. Oder wie Pine sagt: “Goods are tangible, services intan­gible, expe­ri­ences memo­rable.” Mit diesem Gedanken begrüßte auch der Gründer und Super­Host James Wallmann: The Expe­ri­ence Economy will trans­form quality of life for billions of people!

 

 

Von der Service- zur Experience Economy – ein neues Zeitalter des Erlebens

Erleb­nisse sind zur Währung einer Zeit geworden, in der Menschen nicht MEHR wollen – sondern BESSER. Time well spend, denn unsere Zeit ist nunmal endlich. Nicht haben – sondern fühlen. Will­kommen in der Erlebnis-Wirt­­schaft. Wenn wir das Design von Expe­ri­ences ernst nehmen, dann gestalten wir damit nicht nur Events – wir gestalten Iden­tität, Zuge­hö­rig­keit, Erin­ne­rung und Trans­for­ma­tion.

 

Experience Design LXW25

 

London Experience Week 2025 – ein globales Manifest für Erlebniskultur

Ein paar Daten zum Überblick:

🌍 Über 495 Teilnehmende,
🎤 mehr als 100 Speaker:innen,
🌀 über 50 kura­tierte und spontane Erlebnisse,
🤝 … und eine Commu­nity aus Santa Fe, Shanghai, Sydney, San Fran­cisco und ganz Europa – vereint von einem Wunsch:
Erleb­nisse zu schaffen, die Menschen emotional berühren, unter­neh­me­risch wirken und gesell­schaft­lich relevant sind.

 

 

Die LXW ist keine klas­si­sche Konfe­renz. Sie ist Festival, Labor und inter­na­tio­nale Denk­fa­brik zugleich – ein Ort, an dem Menschen aus verschie­densten Branchen zusam­men­kamen, um gemeinsam die Grenzen des Expe­ri­ence Designs auszu­loten. Vom immersiven Theater bis hin zu wissen­schaft­lich fundierter Emoti­ons­mes­sung: Diese Woche war ein Quer­schnitt durch alles, was die Expe­ri­ence Economy heute (und morgen) ausmacht. Hier ein Eindruck aus der Frame­less Gallery am Hyde Park:

 

 

Key Learnings & Inspirationen aus den Workshops

1. Human Expe­ri­ence Design: Emotion, Verbin­dung, Transformation
Arthur Zards betonte: Erleb­nisse müssen emotional veran­kert sein, um bedeutsam zu werden. Mit Methoden wie dem “5x Why von Simon Sinek” oder dem gezielten Design für das limbi­sche System, wurde klar: Es geht nicht darum, rational zu über­zeugen, sondern emotional zu berühren – Design to expe­ri­ence first, then justify​. Design beginnt beim Gefühl, nicht beim Format.

2. Rituale schaffen Zugehörigkeit
Tim Hill von der Univer­sity Bath präsen­tierte mit seinem Superfan-Frame­­work (Prepa­ra­tion > Acti­va­tion > Climax > Recovery), wie Rituale – etwa im Fußball – eine emotio­nale Infra­struktur bieten, die Marken­bin­dung weit über das Event hinaus verlän­gern können. Auch für die Event­branche ein starkes Tool, um Commu­nitys zu festigen – durch Wieder­ho­lung, Rhythmus und Teilhabe.

3. Vom Erleben zur Transformation
Prof. Brian Hill sprach über die Verbin­dung von Posi­tiver Psycho­logie und Expe­ri­ence Design. Ein Erlebnis wird dann trans­for­mativ, wenn es bewusst insze­nierte Über­gänge bietet: Onboar­ding, Rituale, emotio­nale Peaks und eine gezielte Refle­xion am Ende. Stich­wort: Peak-End-Rule – was wir zuletzt fühlen, bleibt.

4. Klang, Körper, Gegen­wart – Sound als Emotio­naler Kompass
Ob bei L‑Acoustics oder durch die Arbeiten von Tom Midd­leton und Swell: Sound ist nicht nur ein atmo­sphä­ri­sches Element, sondern kann gezielt unser Nerven­system regu­lieren. Dadurch wird Klang zum Steue­rungs­tool für Aufmerk­sam­keits­fo­kus­sie­rung, Rege­ne­ra­tion und Verbindung.

5. Globale Perspek­tiven: Erfah­rung weltweit gedacht
In Gesprächs­runden mit Expert*innen aus Israel, Norwegen, Mexiko oder Kolum­bien wurde deutlich: Die “Expe­ri­ence Economy” ist kein west­li­cher Luxus – sondern ein globaler Mega­trend. Während in Skan­di­na­vien Natur­er­leb­nisse domi­nieren, liegt in Latein­ame­rika die Kraft oft in kultu­rellen und spiri­tu­ellen Praktiken​. Was alle (vornehm­lich in der west­li­chen Welt) eint wird mit diesem Satz auf den Punkt gebracht:

 

 

Spannend war auch das Themen­feld Popkultur & IP (Intellec­tual Property). Wie Marken von Mine­craft bis ABBA durch Story­welten multi-gene­ra­­tio­nale Erleb­nisse schaffen. Der Besuch beim ABBA Voyage Konzert war ein lang­ge­hegter Wunsch. Am Ende bleibt aber die Erkenntnis: Avatare ersetzen immer noch nicht das echte Künst­ler­er­leben (FunFact: wir sind am 30.4. mit ABBA in den Mai getanzt — what a German habbit, Ulrike, Karin & Pat ;).

 

Experience ABBA

 

Drei Takeaways für Eventgestaltende

  1. Emotion ist der Anfang von allem: Kein gutes Storytel­ling ohne Story­fee­ling. Frag dich: Welche Emotion willst du zuerst hervor­rufen – und warum?
  2. Design für Trans­for­ma­tion, nicht nur für Inter­ak­tion: Events sind nicht nur Touch­points. Sie sind Chancen, Menschen nach­haltig zu verän­dern – wenn wir den Raum dafür öffnen. (Tipp dazu: Folge 76 + 81 meines Podcasts).
  3. Rituale, Sound, Story – nutze multi­sen­so­ri­sche Trigger: Der Körper denkt mit. Gestalte bewusst Über­gänge, Sound­welten und kleine Wieder­ho­lungen, um Sicher­heit, Neugier und Präsenz zu fördern. Hierzu empfehle ich meine Gespräche rund um Ästhe­ti­sche Gestal­tung.

 

LXW25 REMARKABLE

LXW25 REMAR­KABLE Formel von Laura Hess > hier zum Report

 

Drei Takeaways für deine Experience-Strategie

1️⃣ Your vibe attracts your tribe.
Das, was du ausstrahlst, zieht die rich­tigen Menschen an.

2️⃣ Bril­li­ance isn’t about budget.
Knappe Ressourcen fördern Krea­ti­vität. Was zählt, ist Haltung.

3️⃣ Connec­tion is everything.
Trends vergehen. Das mensch­liche Herz bleibt.

 

 

Fazit: Die Zukunft der Experience Economy liegt im Gefühl

Die LXW 2025 hat eindrucks­voll gezeigt: Die Zukunft der Event­ge­stal­tung ist radikal mensch­lich. Tech­no­logie ist nur Mittel zum Zweck – was wirklich zählt, ist die Fähig­keit, Menschen zu berühren, zu verwan­deln und zu verbinden. Oder wie es eine Spea­kerin formu­lierte: „If they can say no, their yes is forever.”

Die London Expe­ri­ence Week 2025 war mehr als ein Festival. Sie war ein kollek­tives State­ment: Die Zukunft gestalten wir nicht durch Tech­no­logie allein – sondern durch Erleb­nisse, die Sinn machen. Für Menschen, für Marken, für Gesell­schaften. Expe­ri­ence Design ist Kultur­ge­stal­tung. Let’s design for meaning, not marketing.

In einer Welt, die oft schneller als tiefer wird, brauchen wir Erleb­nisse, die verbinden. Die verän­dern. Die wirken. Fürs Herz, nicht nur fürs Hirn. Nach Hause fuhr ich weniger skep­tisch, dafür aber erschlagen von der Fülle an Denk­an­stössen. Und Gefühlen. ;)

 

PS: Ich bastel für einen weiteren Blog­bei­trag an den 11 wich­tigsten Prin­zi­pien für exzel­lentes Expe­ri­ence Design — stay tuned!

 

Derweil noch Eindrücke per Video aus dem Netzwerk — mehr im Netz über #LXW25:

 

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