Altersvorsorge für Selbstständige // Tipps zum Vermögensaufbau
Kategorie: Allgemein, Inspiration
8. Juli 2019
Altersvorsorge für Selbstständige — eine Orientierungshilfe für deine Finanzen
Gerade für Selbstständige ist das Thema Altersvorsorge wichtig frühzeitig anzuschauen. Ich hätte mir gewünscht, folgendes Wissen schon vor 15 Jahren gehabt zu haben. Daher möchte ich ‑ohne Anspruch auf Vollständigkeit- meine Entdeckungen im Bereich Finanzplanung und Altersvorsorge aufzeigen. Bitte nehmt euch Zeit und informiert euch umfassend — als solchen ersten Gedankenanstoss verstehe ich auch diesen Blogbeitrag.
Die Kurzversion: Auch mit wenig Geld möglichst früh anfangen durch passives Investieren in ETFs.
Bevor ich meine Strategie aufzeige: Finanztip gibt mit diesem Beitrag einen guten Überblick auf die drei Säulen der Altersvorsorge. Obiges Video bietet dazu einen Einstieg (Finanztip ist eine unabhängige und gemeinnützige Plattform, der du vertrauen kannst). Als Selbstständiger zahle ich in der ersten Säule über die KSK in die gesetzliche Rente ein, meine Frau hat zusätzlich eine Rürup-Rente abgeschlossen. Darüber hinaus haben wir uns für passives investieren in ETFs in der dritten Säule entschieden.
Orientierung in unseren Finanzen bietet uns die Grundregel 1/3 des Monatseinkommens für Wohnen, 1/3 für Konsum und 1/3 als Altersvorsorge für Selbstständige zu verwenden. Wir leben schuldenfrei und halten uns stets fünf Monatsgehälter auf einem Tagesgeldkonto liquide. Im Moment leben wir in unserem Traumhaus zur Miete. Uns als Selbstständigen ist die Flexibilität bei gleichzeitiger finanzieller Planbarkeit von einem Mietobjekt sehr viel wert (keine plötzlichen Investitionen an Dach, Heizung etc.). Übrigens spenden wir 10% unseres Einkommens — wir machen unfassbar gute Erfahrung damit zu geben. Aber was das mit uns macht wäre einen eigenen Blogpost wert…
Grundlagen zur Altersvorsorge für Selbstständige
Zunächst ist es wichtig zu klären, wie viel Geld später einmal in der Rentenphase monatlich verfügbar sein soll. Wie auch in meinem Beruf ‑bei der Konzeption von Events- ist das Wichtigste, die Ziele zu definieren. Damit können Budgets festgelegt und eine Strategie entworfen werden. Dabei gibt es unterschiedliche Faktoren zu beachten — zum Beispiel die Inflation sowie unterschiedliche Steuerregelungen bei den Vorsorgeprodukten (in der Ansparphase oder später bei der Auszahlung). Ergo: Es gibt kein Patentrezept und eine umfassende Auseinandersetzung ist ein Muss.
Dies startet mit einem Kassensturz. Bei test.de gibt es eine Vorlage, um den Finanzbedarf im Alter zu ermitteln. Klar ist auch, dass ein Vermögensaufbau in drei Schritten stattfindet: Geld verdienen, sparen, investieren. Nur was ich besitze und nicht ausgebe, kann ich für die Zukunft investieren. Übrigens hilft uns dabei ein gemeinsames Konsumkonto, auf das wir am Anfang des Monats ein festes Budget überweisen. So wissen wir auf einen Blick, was im Monat noch verfügbar ist…
Altersvorsorge für Selbstständige // Foto: Carlos Muza
Eine Grundsatzfrage bei der Rentenvorsorge ist, ob man in Aktien investiert und/oder eine Immobilie kauft. Dieser Beitrag (ob Miete rausgeschmissenes Geld ist) hat uns erstmalig das Gefühl gegeben, dass Kaufen nicht immer das Non-plus-ultra sein muss. Gerade als Selbstständige genießen wir die Flexibilität, keine Kredite abbezahlen zu müssen (bei überteuerten Kaufkosten in Köln) und alternativ durch ETF-Anlagen einen Wertzuwachs für die Altersvorsorge zu erzielen. Ob sich der Kauf einer zu vermietenden Eigentumswohnung lohnt, könnt ihr hier ausrechnen. Für uns ‑mit dem Wunsch zentral in Köln zu wohnen und in der jetzigen Lebensphase mit Kindern- bei den überteuerten Kaufpreisen lohnt das nicht (eine Regel besagt, dass der Kaufpreis das 20 bis 25-fache der Jahreskaltmiete nicht übersteigen sollte). Sollte hier aber jemand mitlesen, der eine schöne 3,5 Zimmer Wohnung zentral in Köln zu verkaufen hat — bitte melden. Das wäre für uns als Altersvorsorge zusätzlich interessant.
Die Strategie: Geld verdienen, sparen, investieren, genießen…
Kern unserer Altersvorsorge für Selbstständige bildet aufgrund der hohen Flexibilität und Risikostreuung bei niedrigen Kosten und einer potentiell guten Rendite das passive investieren in ETFs. Zugegebenermaßen: Ich war immer kritisch was Aktien betrifft. Das war meine familiäre Prägung. Aber drei wesentliche Faktoren sind entscheidend, um eine Kapitalanlage zu bewerten: Die Sicherheit, die Rendite und die Liquidität. Während die Sicherheit das Verlustrisiko umfasst, steht die Rendite für den Gewinn (bzw. die Verzinsung) und die Liquidität für die Verfügbarkeit des Investments. Nur: Sicherheit bringt keinen Gewinn — und schon gar nicht das nötige Kleingeld fürs Alter. Schaut man sich die historische Entwicklung des ältesten Aktienindex Dow Jones über die Jahrzehnte an, so ist dieser immer konstant gestiegen. Ausnahmen bilden Crashs, aber wenn man diese 3–4 jährigen Phasen aushalten kann und dann nicht auf das Geld angewiesen ist, stellt dies aus meiner Sicht eine vernünftige Anlage dar (besser man hat noch Geld übrig und kann es genau in diesen Phasen investieren).
Das Deutsche Aktieninstitut rät bei der Aktienanlage zu vier grundlegenden Regeln: breite Streuung in unterschiedliche Branchen, langfristiger Anlagehorizont, regelmäßiges Sparen sowie das Halten von ausreichenden liquiden Mitteln für Börsentiefs. Jetzt aber zu der konkreten Umsetzung: Die folgenden Gedanken sind das Ergebnis von gut zwei Jahren Recherche, Gesprächen mit Beratern wie Freunden und der Suche im Internet. Mein Freund Sven Macko hat für mich die wesentlichen Informationen zum Investieren mit ETFs wie folgt zusammengefasst und auf den Punkt gebracht (seine Gedanken in kursiv — mit geringfügigen redaktionellen Änderungen). Ich freue mich diese Informationen hier öffentlich teilen zu dürfen und hoffe, sie helfen Dir genauso weiter:
In 5 Schritten zum ETF-Sparen…
1) Wie viel Geld kann und möchte ich monatlich sparen? Wie ist meine Bilanz, was bleibt am Ende des Monats übrig?
2) Verstehe was ETFs sind (relativ einfach — Informationen im Verlauf)!
3) Erstelle ein Online-Depot (hier gibt es Tipps).
4) Suche die richtigen ETFs aus (komplex aber machbar). Eine gängige Empfehlung ist 70% in den MSCI World und 30% in Emerging Markets zu investieren.
5) ETF-Sparplan einrichten (relativ einfach, nutze die gebührenfreie Order und den Cost-Average-Effekts).
Investiere nur in das, was du verstehst: Was ist ein ETF?
Wieviel Rendite ist zu erwarten?
Rückblickend auf lange Zeiträume (25 Jahre) ergaben sich jährliche Nettorenditen von drei bis fünf Prozent. Die Nettorendite ist das was für einen selbst herausspringt nach Abzug von Gebühren (0,2–0,5%), Provision (0%), Inflation (2%) und Steuern (~1%, nur wenn der Sparer-Pauschbetrag überschritten ist). Die Gebühren sind bei ETFs besonders gering, man vergleiche das mal mit üblichen Fonds.
Wie wird investiert?
Üblicherweise investiert man 70% in den Weltindex (MSCI World, oder konkret diesen) und 30% in den Schwellenmarkt (emerging markets). Im MSCI World sind die 1.600 größten Unternehmen weltweit vertreten. Damit ist das Risiko extrem breit gestreut. Der Emerging Markets ETF ist zwar volatiler, bietet dafür aber höhere Renditechancen. Daher auch der 70/30 Mix. Darüberhinaus kann man zur weiteren Risikominimierung einen Anteil seines Geldes zusätzlich in Staatsanleihen und Bundesschatzbriefe investieren (dadurch sinkt natürlich die Rendite, machen wir nicht).
“Eine Investition in Wissen bringt immer noch die besten Zinsen.”
// Benjamin Franklin, Gründungsvater der USA
Sehr gut aufbereitete nützliche Infos rund um die Altersvorsorge für Selbstständige:
ETF und Indexfonds sind optimal geeignet für die passive Geldanlage
Private Finanzplanung: In 8 Schritten zum individuellen Vermögensaufbau
So erklärst du deinen Freunden, warum du in ETFs investierst
Literatur und finanzwissenschaftliche Grundlagen (wer es genau wissen will):
Dr. Gerd Kommer — Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs: Wie Privatanleger das Spiel gegen die Finanzbranche gewinnen. Hier seine sehr informativen Vorträge zu “das Weltportfolio” und “Kaufen oder Mieten”.
Fazit: Informieren, entscheiden, investieren
Ich wäre dankbar gewesen früher schon diesen Überblick gehabt zu haben. Sicher kein einfaches Thema (und auch nicht einfach hier in der Komplexität darzustellen), aber einfach wichtig sich frühzeitig damit auseinander zu setzen. Solltet ihr andere Erfahrungen gemacht haben freue ich mich über Kommentare unterhalb (gute Lobbyarbeit zu dem Thema leistet der ISDV e. V.). Wenn es euch geholfen hat: Leitet diesen Artikel weiter.
Ein Wort noch zur Finanzberatung. Im direkten Vergleich von klassischen Angeboten über Finanzberater und einer Basisrente über einen Honorarberater wurden die eklatanten Unterschiede der Geschäftsmodelle deutlich. Die Effektivkosten unterscheiden sich dabei nur um 1–2%, haben aber in unserem Rechenbeispiel über 30 Jahre 200.000€ Unterschied gemacht. Wir haben also gute Erfahrung mit Honorarberatern gemacht. Die kosten zwar, rechnen aber nicht indirekt ihre Vertriebskosten im Produkt ab. Finde ich einfach transparenter und spürt man auch in der Rendite. Klassische private Rentenversicherungen lohnen sich aufgrund der hohen (Vertriebs-)Kosten eher nicht.
Wer es noch genauer wissen will — hier kurzgefasste Erläuterungen und wichtige Infos (von Sven Macko):
1) Es handelt sich hier nicht um einen Insider-Tipp! Die Informationen kann man sich vielfältig aus unabhängigen Quellen zusammensuchen. Warum erzählen einem Banken und Finanzberater dazu nichts? Ganz einfach, es springt keine Provision dabei raus. Dies ist auch meine größte Kritik an Finanzberater-Angeboten: Es ist nicht transparent wie die Provisionen gestaffelt sind. Außerdem führen diese zu einen immensen wirtschaftlichen Nachteil. Mehr dazu persönlich.
2) “Eile mit Weile” — Lass Dir Zeit (mehrere Wochen oder Monate). Investiere nur in Dinge, die du auch selbst versteht. Mit diesen Infos solltest du aber bereit sein loszulegen. Finanzielle Bildung lohnt sich sehr und gibt es im Internet kostenfrei. Wem das zu anstrengend ist, muss beim Sparen Provision zahlen (Berater, Bank, Fondsmanager…), das frisst die Rendite auf. Wäre ich das nur schon vor 15 Jahren angegangen!
3) Die oben genannte Anlagestrategie ist anders als bei Aktien passiv, also zeitsparend (man muss den Markt nicht ständig beobachten).
4) Es handelt sich um eine langfristige Anlage (lege nur Geld an, auf das Du auch die nächsten 5–10 Jahre nicht angewiesen bist; man kann das Geld jederzeit rausholen aber aufgrund von Kursschwankungen/Krisen ist es nicht immer sinnvoll, in dem Fall sollte man die Werte auf alle Fälle halten und weiter kaufen).
5) Es ist eine breitgestreute Anlage (MSCI World: 1.600 beste Unternehmen weltweit). Durch Asset Allocation bzw. Diversifikation ist die Anlage weniger krisenanfällig und gibt Stabilität.
6) Nutze ein Online-Depot bei deiner Altersvorsorge für Selbstständige, da hier die geringsten/keine Gebühren anfallen. Solltest du ein Depot bei der onvista eröffnen wollen, melde dich doch kurz bei mir – dann bekommst du 50€ Tradeguthaben und auch ich einen 50€ Gutschein. Wenn du bei der comdirekt dein Depot eröffnest, nutze diesen Link und Sven bekommt 20 € für die Empfehlung gutgeschrieben.
7) Am besten die gewünschte Sparrate immer direkt am Monatsanfang (direkt nach Gehaltseingang) abzweigen, ab 25€ Sparrate pro Quartal kann man z. B. bei comdirect loslegen (die Sparrate ist auch nachträglich änderbar). Es lohnt sich definitiv schon auch mit geringen Beträgen zu starten, da der Zinseszinseffekt auch da schon greift. Wir haben das für die Ausbildung unserer Kinder gestartet.
8) Wähle ETFs mit hohem Volumen (> 200 Mio. € aus), diese laufen nicht Gefahr plötzlich aufgelöst zu werden.
9) Risiken und Nebenwirkungen: Die oben dargestellte Anlagestrategie mit den Weltindex-ETFs ist langfristig durchgeführt eine sichere Anlage, man darf bei Finanzkrisen nicht nervös werden und verkaufen. Schlimmstenfalls könnte das aufgeblähte Finanzsystem irgendwann einen Reset erfahren, auch hier wäre das Geld nicht verloren aber man müsste von einer sehr langen Erholungsphase ausgehen. Ich kenne aber keine Geldanlage mit Null Risiko, die Zukunft der Finanzwirtschaft kann nicht vorhergesehen werden und nicht aus der Vergangenheit abgeleitet werden, so ist das nun mal. Hier gibt es eine nüchterne Einschätzung der Weltfinanzlage (Stand 2016).
10) Alternative: Wem das alles zu aufwändig ist, der könnte mit dem ARERO-Fonds glücklich werden — kostet etwas mehr Gebühren (0,5% TER), bildet aber das Weltportfolio ab.
Nützliches: Hilfreiche Werkzeuge findest Du hier. Außerdem ist für die ETF-Suche und Analyse die Seite EXtra Magazin ein Muss. FAQs zu ETFs gibt es hier. Dann noch eine Zusammenfassung und hier noch eine und hier eine ausführliche Anleitung. Diese Betrachtung ist für Fortgeschrittene, hier kann man etwas lernen — das Fazit bleibt aber: besser man bleibt beim einfachen System mit zwei ETFs (70% MSCI World und 30% Emerging Markets).
Wenn dir diese Tipps zur Altersvorsorge für Selbstständige weitergeholfen haben — teile es! Du bist anderer Meinung? Schreib es mir unterhalb — ich bin wissbegierig und lerne gerne dazu ;)
Weitere Linktipps rund um den Vermögensaufbau & Altersvorsorge für Selbstständige:
Madame Moneypenny bietet super Tipps — vor allem, aber nicht nur für Frauen
Vermögensaufbau in 5 Schritten: Von Grund auf Vermögen aufbauen
Vermögensaufbau-Guide: 31 Tipps um dauerhaft Vermögen aufzubauen