9 Wochen Auszeit in Südafrika — was ich dabei erlebt hab…
Die wichtigste Frage vorab: Warum überhaupt? 9 Wochen raus aus dem gewöhnlichen Alltag (samt 3 Kinder im Alter von 2, 6, 8 — ja schulpflichtig…). Als Paar waren wir schon immer abenteuerlustig. Die letzten 8 Jahre fiel das aus. Nach meinem letzten Sabbatical vor 7 Jahren stand das nächste an. So nahmen wir allen Mut zusammen und entschieden: Ab nach Südafrika! Lust auf Abenteuer + Sabbatical = 9 Wochen Auszeit
7 Learnings aus der Auszeit:
1. Perspektivwechsel ab Tag 1: Mit Ankunft in Südafrika und auf dem Weg zu unserem Ziel, eine Farm in Piet Retief (Mkhondo), wurde klar: Was ist mir wichtig, was nicht?! Aufgrund der Distanz wird vieles schnell offensichtlich. Umstände wie eine Menge “Potholes” auf den Straßen oder 5–7 Stunden Stromausfall am Tag (“load shedding”), vor allem aber die krass spürbaren sozialen Unterschiede geben klare Indizien: Was zählt eigentlich?
2. New Work Needs Inner Work: Ein Baum ist das perfekte Bild. Um nach oben zu wachsen braucht es ebenso Wurzeln, die unsichtbar aber weit verzweigt in die Tiefe wachsen. Auch das Innere braucht Pflege. Die Ecken in mir, die ich gerne mal liegen lasse anschauen, aufräumen, transformieren. So wie im Winter die Äste beschnitten werden, damit sie im Frühling wieder wachsen. Tat gut!
3. Struktur tut gut: Da unsere Älteste zur Schule ging, haben meine Frau und ich uns mit den 2 Jungs auf der Farm oder eben Arbeiten in der Stadt abgewechselt. So blieb Zeit für Reflexion und etwas Arbeit (mein Forschungsthema liegt dieses Jahr im Bereich von Wirkung von Events — hört in den aktuellen Podcast mit Philosophin Rita Molzberger rein). Damit war auch klar, dass keiner in ein Nichts-Tun-Loch fallen muss. Präventive Strukturen helfen!
…einfach rein ins Abenteuer!
4. Das Leben in Südafrika lehrt Demut vor dem Leben: So bin ich einmal die 15min Fahrtstrecke zur Schule mit meiner Tochter zu Fuss in gut 90min gelaufen. Einen Weg, den die Menschen gegenüber unserer Farm jeden Tag hin (wie zurück) zu Fuss erledigen. Aber auch mit unserem Vermieter Timon zu örtlichen Bauern zu fahren und deren Lebensrealität kennen zu lernen, hat sehr demütig gemacht. In der letzten Woche lag ich 6 Tage komplett flach. Zum Glück war es kein Malaria-Biss, sondern ein ‘tikbite fever’. Nicht minder schmerzhaft…
5. Moments money can’t buy: Neben all dem durften wir aber auch 🦒 🐘 🦏 🐃 🦓 erleben. Neben einer Safari war das Leben auf der Farm (mit 🐴🐂🐑🐐🐔🐕🐈) normal, locker, entspannt. Das ein und andere ‘braai’ samt diversen kulturellen Einflüssen durch Menschen von Zulu über Afrikaans, Deutschen wie Engländern in 5–6 Generation war wunderschön. Auch ein Ausflug in das Königreich Swasiland sowie den älteste Nationalpark Südafrikas Hluhluwe gehörten zum Erfahrungsschatz. Unvergessen: als mich drei Giraffen im Pool angestarrt haben…
6. Die Kids 24/7 erleben: Was für riesen Sprünge haben unsere drei Kinder gemacht. Charlotte konnte kein Englisch und musste sich im Schulunterricht zurecht finden. Heads on verwickelt sie uns nun freiwillig in englische Smalltalks. Leo kommt diesen Sommer in die Schule und nochmal eine so intensive, selbstbestimmte Zeit auf der Farm zu verbringen war Gold wert. Unser zweijähriger Freddy hinterlässt seine Schnullis, die Windeln und den Schlafsack in Südafrika. Ein komplett neuer Horizont für unsere Kids hat sich aufgetan. Insgesamt konnten wir starke Bande in der Familie knüpfen, wofür ich sehr dankbar bin. Hier klettern wir den Tafelberg hinauf…
Auszeit: Welch ein Glück, das erleben zu dürfen!
7. Das Ergebnis der 9 Wochen Auszeit? Wir sind erholt, gestärkt, neu orientiert sowie fokussiert und mit Lust auf die nächste Episode auf dem Heimweg. Kann man machen! Gelohnt hat es sich allemal. Zum Schluss noch vier Gedanken von Geigenbauer Martin Schleske, die mich täglich inspiriert haben: „Ich muss achtgeben, was entsteht, denn nicht das Überkonstruierte, sondern das Unerwartete formt den guten Klang. / Wir überschätzen unser Wirken und unterschätzen unser Sein. / Auf welche Weise willst du dem Leben deine Liebe zeigen? / Nimm dir weniger vor, aber verweile an deiner Quelle.“
Bleibt die Frage: ‘What’s Next?’ Im April und Mai hab ich noch gut Kapazitäten für die Kreation von Momenten, die haften bleiben und Ereignisse, die transformieren. Meldet euch — auch, wenn ihr noch mehr von unseren Abenteuern erfahren möchtet! Zum Beispiel, wie es sich anfühlt die Zunge eines Elefanten zu berühren… ;)