Reden schreiben: 5 Fragen an Matthias Reintgen

6. August 2014

Reden schreiben für Mercedes-Benz Pressekonferenz

Reden schreiben für Pres­se­kon­fe­renzen wie hier bei der Auto China 2014 // Quelle: AutoClubNews.com

 

 

Mit Matthias verbindet mich die Zeit in der selben Schule. Wir beide mussten staunen, als wir uns bei einem Auto­mo­tive Event in China wieder­trafen. Heute ist er Experte für Reden schreiben – Grund genug ihm dazu fünf Fragen zu stellen:

 

 

1. Warum ist der Einsatz von Reden aus deiner Sicht bei Events bedeutsam?

 

Der Redner gibt dem Anlass einer Veran­stal­tung, beispiels­weise der Welt­pre­miere eines neuen Auto­mo­bils, ein Gesicht. Entschei­dend ist dabei, dass die Botschaften in „kompakter Form“ rüber­kommen: leicht verständ­liche, kurze Sätze wählen und gern auch mal in einfa­chen Bildern sprechen. So wird die Rede eine authen­ti­sche, unmit­tel­bare und emotio­nale Form der Kommu­ni­ka­tion und sollte neben klas­si­schem Pres­se­text sowie medialer Bespie­lung immer zum Reper­toire des Events zählen.

 

 

2. Was war das herausforderndste Event, bei dem du an der Rede mitgewirkt hast?

 

Bei Welt­pre­mieren und Auto­messen herrscht immer größte Anspan­nung. Es gilt das Motto: Ein Schuss, ein Treffer. Die Auto China, Asiens größte Auto­mo­bil­messe, ist aber jedes Jahr aufs Neue eine beson­dere Heraus­for­de­rung. In den letzten Tagen vor der Pres­se­kon­fe­renz bekommt solch ein Event immer eine gewisse Eigen­dy­namik, wodurch noch sehr kurz­fristig Inhalte mit verschie­denen Stellen aktua­li­siert werden müssen.Das bedeutet: engli­sches Rede­ma­nu­skript umfor­mu­lieren, mit dem Drehbuch des Regis­seurs abglei­chen, den Tele­prompter aktua­li­sieren und die chine­si­schen Unter­titel auf der LED-Fläche prüfen lassen.

 

Die Messe-Premiere der Lang­ver­sion der neuen Mercedes-Benz C‑Klasse stand dabei beson­ders im Fokus. Das Modell wird exklusiv in und für China produ­ziert und ist daher für den deut­schen Premi­um­her­steller von hoher wirt­schaft­li­cher Bedeu­tung. Das kommu­ni­ka­tive Ziel war, die starke Verbun­den­heit der Marke zum Reich der Mitte und insbe­son­dere die Quali­täten dieses für China „maßge­schnei­derten“ Modells heraus­zu­stellen. Die Anspan­nung und Erwar­tungs­hal­tung war entspre­chend enorm groß, die Halle bis zum Äußersten mit Besu­chern gefüllt. Auf der Messe­bühne konnte die Botschaft dann auf allen kommu­ni­ka­tiven Ebenen perfekt kommu­ni­ziert werden: das „C“ steht für China.

 

Reden schreiben

 Reden schreiben für Hubertus Troska, Vorstands­mit­glied der Daimler AG // Quelle: Daimler AG

 

 

3. Worauf bist du angewiesen, um einen guten Job in deinem Bereich Reden schreiben zu realisieren?

 

Ein einge­spieltes Team auf Agentur- und Kunden­seite ist das Wich­tigste über­haupt. Denn eine Rede entstammt nicht aus nur einer Feder, sondern ist immer das Ergebnis eines guten Zusam­men­spiels. Wenn das gewähr­leistet ist, machen möglichst präziser inhalt­li­cher Input sowie Infor­ma­tionen über die Rede-Situa­­tion (Ort, Zeit, Publikum, Thema, etc.) die Sache erheb­lich einfacher.

 

 

4. Wo lässt du dich in Sachen innovativer Rhetorik & Präsentation zum Reden schreiben inspirieren?

 

Auf Auto­mo­bil­messen gehört der Besuch von Pres­se­kon­fe­renzen rele­vanter Hersteller zum ange­nehmen Pflicht­pro­gramm. Gerade im Hinblick auf Insze­nie­rungen können aber auch TV-Shows, Musicals, Musik­vi­deos oder moderne Archi­tektur sehr inspi­rie­rend sein.

 

Zuletzt hat mich aber eine Rede bei einer Hoch­zeits­feier beson­ders beein­druckt: der Vater des Bräu­ti­gams hatte seine Rede so raffi­niert aufge­baut, dass sich alle Gäste – ob Braut­paar, engste Familie oder Freunde – zu einem bestimmten Zeit­punkt ange­spro­chen fühlten und sich in den Worten wieder­fanden. Am Ende hatten alle Tränen der Rührung in den Augen. Hut ab!

 

 

5. Was war dein bisher größter Fehler und was hast du daraus gelernt?

 

Für das Verfassen einer Rede ist ein möglichst präzises und verbind­li­ches Briefing nötig. So weiß man genau, was und in welchem Umfang kommu­ni­ziert werden soll und kann sich an die Arbeit machen. Leider gelingt das nicht immer, denn oft ändern sich kurz­fristig noch Themen oder Schwer­punkte der Veran­stal­tung, was sich dann auch auf die Rede auswirkt. Solche Updates kommen dann häufig per Mail oder Zuruf – und manchmal gehen diese Infos auch unter oder werden schlichtweg verse­hent­lich in der Hektik kurz vor einem Event nicht an alle Betei­ligten durchgegeben. 

 

So ist es mir schon einmal passiert, dass ich wochen­lang für eine Rede recher­chiert, konzi­piert und getextet hatte und dann – wenige Tage vor dem Event – von einer kompletten Neuaus­rich­tung des Vortrags erfuhr. So musste die Rede unter Hoch­druck umfor­mu­liert werden und in den Gesamt­ab­lauf neu inte­griert werden. Ich habe daraus gelernt: lieber einmal mehr nach­fragen und sich rück­ver­si­chern, bevor es am Ende ein böses Erwachen gibt.

 

 

Redenschreiber Reden schreiben Matthias ReintgenMatthias Reintgen ist als Manager Consul­ting & Content bei Deutsch­lands viert­größter PR-Agentur Oliver Schrott Kommu­ni­ka­tion GmbH in Köln für die inhalt­liche Konzep­tion, Entwick­lung und Umset­zung von Presse-Veran­stal­­tungen zuständig. Sein Aufga­ben­ge­biet reicht von Beratung und Recherche über Ghost­wri­ting bis zur Reali­sie­rung von multi­me­dialen Anwen­dungen für den Kunden Daimler AG anläss­lich von Auto­mo­bil­messen, Fahr­vor­stel­lungen, Work­shops oder Sonder­for­maten wie Welt­pre­mieren im In- und Ausland.

 

 

Was auch inter­es­sieren könnte:

IAA Auto Insze­nie­rungen 2013
Argu­men­ta­ti­ons­tech­niken
Auftritts­Coa­ching: 12 Tipps für wirkungs­volle Vorträge
5 Regeln der Business Präsen­ta­tion // Wie man erfolg­rei­cher präsentiert!

 

Beitrag teilen:

Ähnliche Beiträge

  • BASTR Event Konzeption

    28. Mai 2014

    David Korte: Event-Konzeption & das Spiel mit den Regeln
  • Martin Schleske Geigenbauer Schriftsteller

    23. Juli 2019

    Begegnung mit Martin Schleske: Menschen eine Stimme geben
  • 24. Dezember 2013

    Kirche & Weihnachten // das Event des Jahres…?!
  • 15. Februar 2013

    Stefan Walz // Creative Director für digitale Kommunikation