Medienserver: Welchen benötige ich für mein Event?

29. August 2013

Medienserver Watchout

Medi­en­server Watchout // Quelle: FRIDIE inter­ac­tive

 

 

Welcher Medi­en­server kann was und welches System ist für meine Zwecke am effek­tivsten? Oft genug herrscht darüber bei Projekt­ver­ant­wort­li­chen von Event­agen­turen bzw. Endkunden in der Live-Kommun­­ka­­tion Unklar­heit. Fragen kostet ja nichts, dachte ich mir und habe bei einigen Experten nach­ge­hakt. Folgend ein einfüh­render Über­blick zur Erst­ori­en­tie­rung mit dem Ziel besser zu entscheiden welcher Medi­en­server ange­bracht ist.

 

 

Medienserver: Watchout vs. Wings

 

Beide Systeme sind reine Medi­enab­spiel­tools (Video / Audio / Fotos etc.) – und das ist genau ihre Stärke und Schwäche zugleich. Sie können das Zuspielen von Content super — Inhalte kreativ verän­dern können sie jedoch kaum, Inhalte (bis auf einfa­chen Text) selber gene­rieren eigent­lich gar nicht. Dafür sind sie einfa­cher zu bedienen, laufen recht stabil und sind im Verhältnis recht günstig. Wings, entwi­ckelt von AV Stumpfl aus Öster­reich, bietet den wesent­lich größeren Funk­ti­ons­um­fang. In manchen Momenten u.a. in der Fest­in­stal­la­tion bringt dies Vorteile, macht das Tool aber auch unhand­lich und kompli­ziert. Aller­dings ist das System teurer als Watchout aus Schweden.

 

Tech­nisch sind beide Server ähnlich aufge­baut, wobei in der Messe- und Event­branche immer häufiger auf Watchout gesetzt wird, da es im Handling einfa­cher ist und aufgrund der Akzep­tanz eine wesent­lich bessere Verbrei­tung gibt. Deswegen gibt es momentan nahezu keine Wings-Operator am Markt, was in der Praxis ein K.O. Krite­rium ist. Beide Systeme stammen aus der AV-Tech­­no­­logie, um Diapro­jek­tionen zu steuern und sind timeline basiert. In der Praxis bewähren sie sich aufgrund ihrer System­ta­bi­lität immer wieder auf’s Neue.

 

UPDATE: Mit Watchout 6 ist jetzt auch Video­map­ping möglich. Und um meinen geschätzten Kollegen Thomas Hüneburg zu pleasen: Natür­lich sind mit dem rich­tigen Operator auch kreative Umset­zungen möglich… Klare Empfehlung! ;)

 

Medienserver Wings

Medi­en­server Wings // Quelle: FRIDIE inter­ac­tive

 

 

Lichtpult gesteuerte Server: Catalyst vs. Pandoras Box

 

Pandora und Catalyst kommen aus dem Licht­be­reich der Veran­stal­tungs­technik, deswegen lassen sich die Tools ähnlich wie ein Licht­pult program­mieren und auch von einem solchen gut steuern (z. B. Grand MA, HOG). Alle Inhalte werden wie einzelne Lampen auf Basis einer CUE Liste program­miert (Position im Raum, Farbig­keit, Über­gänge, Start/Stop) und können in Echtzeit ange­passt werden. Das eröffnet weitere Möglich­keiten, vor allem in Richtung Krea­ti­vität, da Video-Inhalte gleich wie eine Licht­quelle behan­delt werden können. Daraus resul­tiert, dass man sich je nach Anfor­de­rung die Medi­en­steue­rung sparen und den Video­con­tent gleich über das Licht­pult mit abspielen kann.

 

Die Tools sind aber vom grund­sätz­li­chen Handling wesent­lich kompli­zierter und auch teurer, so dass man sich im Zweifel über­legen muss, ob man das MEHR an Features für den Event wirklich braucht (gerade auf Messen oder Konfe­renzen ist der Content oft schon fertig und muss einfach stabil und verbind­lich abge­spielt werden).

 

Im Gegen­satz zu den Medi­en­ser­vern können diese Systeme 3D Geome­trien zum mappen und warpen laden, also im „echten“ 3D Raum arbeiten. Ein MEHR an feature ist auch die recht große Clip- und Shader-Biblio­­thek. Die Video­qua­lität war zu Beginn recht mäßig, weshalb die Geräte in der Video­branche zu Beginn kaum Beach­tung fanden. Zwischen­zeit­lich sind die Geräte in der Lage ähnlich wie die Medi­en­server in voller Auflö­sung und pixel­genau auszu­steuern. Letzt­lich hängt der Einsatz vom Erfah­rungs­wert und der Herkunft des Opera­tors ab.

 

Medi­en­server Pandoras Box // Quelle: FRIDIE inter­ac­tive

 

Weitere Anbieter sind: Hippo­tizer, Maxedia, MA Video, MBox Extreme sowie für kleinere Anwen­dungen viel­leicht von Inter­esse der soft­ware­ba­sierter Server Arkaos.

 

 

Kreativer Sonderfall: d3

 

d3 ist im Vergleich zu den bisher vorge­stellten das krea­tivste System. Es verfügt über einen echten 3D-Raum, einen Realtime Warper und einen sehr leis­tungs­fä­higen Mapper für komplexe Video­zu­spie­lungen. Der Aufwand die d3 einzu­richten und den notwen­digen Content dafür zu produ­zieren ist jedoch sehr aufwendig, deswegen kommt es meist nur bei sehr exklu­siven Produk­tionen zum Einsatz, wo die krea­tiven Möglich­keiten ausge­reizt werden können (z.B. Live-Musik-Touren) oder wenn es Sinn macht, das ganze Set schon im Vorfeld im 3D Raum vorzu­pro­du­zieren (u.a. bei 3D/Tex­­­ture-Mapping auf Objekte/Architektur).

 

Die Vorvi­sua­li­sie­rung bietet natür­lich gegen­über Kunden bei Content-Abnahmen einen erheb­li­chen Vorteil. Die vorge­baute Show kann dann auch genauso 1:1 vor Ort von dem Server zuge­spielt werden. Obwohl das System eindeutig teurer ist als die anderen Medi­en­server wird es sicher­lich noch verstärkten Einzug in die Show­branche wie Live-Kommu­­ni­­ka­­tion finden. Die d3 ist im Musik touring Bereich entstanden, da es auf Musik­beats tracken kann (die U2 Tournee war hier der Anlass — schöne Refe­renz­pro­jekte finden sich hier). Ein empfeh­lens­werter Anbieter ist Lex ter Heurne mit Pixway. Zu guter letzt ein Beispiel vom Euro­vi­sion Song Contest 2014 mit der Vorvi­sua­li­sie­rung des Sieger­ti­tels von Conchita Wurst.

 

Quelle: d3 tech­no­lo­gies

 

 

Realtime Lösungen: Ventuz vs. vvvv

 

Für die Gestal­tung inter­ak­tiver Shows mit Bedarf an realtime rende­ring von Content (Bauch­binden, Grafiken, Sensorik etc.) bieten sich diese Program­mie­rung an. Mithilfe vieler Schnitt­stellen können vorpro­du­zierte wie realtime Elemente im 3D Raum zusammen geführt werden. Beispiele finden sich in meinem Blogpost Inter­ac­tive Shows. Aller­dings habe ich immer wieder System­ab­brüche erlebt, die im Sinne von sicheren Show­ab­läufen nicht akzep­tabel sind…

 

Medi­en­server Ventuz // Quelle: FRIDIE inter­ac­tive

 

 

Fazit: Am Ende gibt es für jeden spezi­fi­schen Einsatz den geeig­neten Medi­en­server. Natür­lich kommt es auf das Ziel der Veran­stal­tung und damit den Kunden­wunsch an, um den ‘rich­tigen’ Medi­en­server auszu­wählen. Gleich­zeitig bestimmt die Routine jedes Opera­tors, mit welchem System er am liebsten arbeitet und entspre­chend favo­ri­siert. Gute Beratung leistet an dieser Stelle Bernhard Settele von Wild­geist. Einen konti­nu­ier­li­chen Über­blick bietet die-referenz.de.

 

Herz­li­chen Dank vor allem an Robin Fritz für den Über­blick! Er ist mit seinem Kollegen Steffen Dietrich frei buchbar. FRIDIE inter­ac­tive ist ein Soft­ware­ent­wick­lungs­büro, das sich auf die Planung, Entwick­lung und Umset­zung inno­va­tiver Multi­me­dia­prä­sen­ta­tionen spezia­li­siert hat. Inter­es­sant auch ihre Eigen­pro­gram­mie­rung: FRIDIE universe.

 

Frage: Welchen Medi­en­server favo­ri­sierst du und warum (ich vermute die Frage grenzt an reli­giöse Überzeugungen…)?

Ich freue mich über Deine Antwort auf FacebookTwitter oder LinkedIn. Für regel­mä­ßige Inspi­ra­tion rund um die Live-Kommu­­ni­­ka­­tion trag dich gleich in meinen News­letter unten links ein.

 

Viel­leicht auch von Interesse:

IAA 2013: Daimler Messe­show // Show Insze­nie­rung: Faszi­na­tion Mercedes

Wie schreibe ich einen Regie­plan? // Eine Muster-Vorlage gibt es hier!

Die 7 Gebote der Insze­nie­rung // Wie gute Shows gelingen…

 

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